CIBEDO-Beiträge 02/2007

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Thema Moscheebau hat die öffentliche Diskussion in den vergangenen Wochen stark geprägt. Diese Debatten sind, wie immer, wenn es um den Islam geht, stark polarisiert. Aber anders als die Diskussionen um den Karikaturenstreit oder die Vorlesung des Papstes von Regensburg sind die Meinungen beim Thema Moscheebau diesmal differenzierter. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass eigentlich niemand in der Bundesrepublik den Muslimen das Recht auf Moscheen ernsthaft verwehren will. Die Akzeptanz hängt ganz entscheidend davon ab, wie es den Moscheebauvereinen gelingt, die Wünsche der Wohnbevölkerung hinsichtlich der Architektur zu respektieren.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich in ihrer Arbeitshilfe »Christen und Muslime in Deutschland« in dieser Frage eindeutig positioniert. Der Bau von Moscheen ist ein integraler Bestandteil der »grundrechtlich geschützten Religionsfreiheit« und kann den Muslimen von daher nicht vorenthalten werden. Weiterhin heißt es in der Arbeitshilfe: »Dazu gehört, dass ebenso wie Kirchen auch Moscheen durch ihre architektonische Beschaffenheit als solche erkennbar sind. So wie Christen beim Kirchbau häufig einen Kirchturm errichten und dadurch aufmerksam machen, dass es sich um ein Gotteshaus handelt, so dürfen auch den Muslimen, so sie dies wünschen, Gestaltungselemente einer Moschee wie Kuppel und Minarett nicht grundsätzlich verwehrt werden.«

Zur Diskussion um die Akzeptanz einer Moschee in der Öffentlichkeit heißt es: »Grundsätzlich ist es zur Erleichterung der Lösung von Moscheebaukonflikten wichtig, dass entsprechende Vorhaben langfristig geplant und durch intensive Diskussionsprozesse mit der Wohnbevölkerung und den christlichen Kirchen vorbereitet werden. Nicht immer wird es gelingen, ein breites Einverständnis mit den Anwohnern herbeizuführen. In solchen Fällen sind alle Beteiligten gefordert, aufrichtig einen möglichen Ausgleich der Interessen zu suchen. Entsprechenden Bemühungen verschließt sich nicht, wer sich von der Überzeugung leiten lässt, dass insbesondere die Religionen – die christliche wie die islamische – von ihrem Auftrag und Selbstverständnis her verpflichtet sind, zu einem gerechten und friedlichen Miteinander der Menschen beizutragen.«

Die Deutsche Bischofskonferenz lehnt es strikt ab, den Bau von Moscheen in Deutschland von dem Grad der Religionsfreiheit für Christen in islamischen Ländern abhängig zu machen. Sie fordert die Muslime in Deutschland allerdings auf, in ihren Heimatländern für eine Verbesserung der Lage der Christen deutlich einzutreten. So wird der Bau einer Moschee zu einem bedeutenden Projekt im christlich-islamischen Dialog. Wir sind gespannt, in welcher Form DITIB als Bauherr der Moschee in Köln bei der Religionsbehörde in Ankara für die Rechte der Christen in der Türkei vorstellig wird.

Ihr Peter Hünseler


Inhaltsverzeichnis

Editorial 2

Studien

Daraus lernen, wie Muslime das Christentum sehen

von David Marshall 4

Interreligiöser Dialog: Notwendigkeit oder Gebot? Aspekte aus der Sicht der Aleviten

von Ismail Kaplan 15

 

Dokumentation

Zum Dialog mit dem Islam

Rede des Limburger Bischofs Franz Kamphaus am 15. November 2006 beim Martinsempfang in Mainz 21

 

Berichte

Christlich-Islamische Woche der Begegnung in Frankfurt. Ein Erlebnisbericht

von Ingeborg Tellenbach 24

 

Buchbesprechungen

Andreas Baumann (u.a. Hrsg.): Christliches Zeugnis und islamischer Da’wa. Beiträge zum Forschungsbedarf.

(Evangelium und Islam 1. Beiträge zur Geschichte des christlichen Zeugnisses und der islamischen Ausbreitung.)

von Timo Güzelmansur 26

Jytte Klausen: Europas muslimische Eliten. Wer sie sind und was sie wollen

von Peter Hünseler 27

Literaturhinweise 28

Zeitschriftenschau 29