Berlin (KNA) Amnesty International erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen die Türkei. Laut aktuellen Nachforschungen an der Südgrenze des Landes habe die Türkei in den vergangenen Wochen rechtswidrig syrische Flüchtlinge in deren Heimat abgeschoben, wie die Menschenrechtsorganisation am Freitag in Berlin mitteilte. Fast täglich sei es zu Massenabschiebungen gekommen.
Eine genaue Zahl der Betroffenen lasse sich nur erahnen, so Amnesty weiter. Es sei zu befürchten, dass in den vergangenen Wochen Tausende Syrer in ihre Heimat abgeschoben wurden, “wo ihnen Verfolgung, Gewalt und Tod drohen”.
“Männer, Frauen und Kinder wurden in Gruppen von bis zu 100 nach Syrien abgeschoben”, sagte die Türkei-Expertin bei Amnesty International in Deutschland, Marie Lucas. In einem Fall seien drei kleine Kinder ohne ihre Eltern abgeschoben worden, in einem anderen Fall eine Frau, die im achten Monat schwanger war. “Dieses menschenverachtende Verhalten der Türkei ist ein klarer Völkerrechtsbruch und muss sofort beendet werden”, betonte Lucas.
Die Menschenrechtsorganisation hatte der Türkei im vergangenen Dezember vorgeworfen, dass sie seit Beginn der Verhandlungen mit der EU Hunderte syrische Flüchtlinge verhaften und viele von ihnen abschieben ließ. Zudem seien die Zustände in den Lagern entlang der Grenze “entsetzlich”, hieß es nun weiter. Es gebe weder sauberes Trinkwasser noch sanitäre Anlagen. Auch drohten nach Berichten von Campbewohnern Entführungen.
“Die aktuellen Nachforschungen sind ein weiterer Beweis dafür, dass die Türkei kein sicherer Drittstaat für Flüchtlinge ist”, sagte Lucas. So lange die Türkei Flüchtlingen keinen Schutz gewähre und die Menschenrechte verletze, dürfe die EU “Schutzbedürftige nicht bedenkenlos in die Türkei abschieben in der falschen Annahme, die Türkei sei für diese sicher.”
(KNA – qknnl-89-00093)