Schuster: Jüdisch-christlicher Dialog noch lange nicht am Ende

München (KNA) Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hält nichts davon, den jüdisch-christlichen Dialog durch einen Trialog mit dem Islam zu ersetzen. Die Judenfeindschaft, die die Kirchen über Jahrhunderte gepflegt hätten, lasse sich nicht innerhalb weniger Jahrzehnte beiseite wischen, sagte Schuster am Dienstagabend in München. Deshalb gelte es, am jüdisch-christlichen Dialog unbedingt festzuhalten. Noch gebe es offene Fragen und nicht verheilte Wunden: “Es ist so wichtig, dass wir das Fundament, auf dem wir stehen, noch weiter festigen.” Aber der Dialog könne um einen Trialog ergänzt werden. Zum Teil geschehe dies auch schon. Die beiden Kirchen und die Juden seien im Austausch mit muslimischen Verbänden. Die Tatsache, dass es nicht einen großen muslimischen Verband gebe, der die deutliche Mehrheit der Muslime in Deutschland vertrete, mache das Gespräch zwar etwas schwieriger, verhindere es aber nicht. Mit Bezug auf die katholische Kirche bezeichnete es der Zentralratspräsident als positiv, dass nicht übereinander, sondern miteinander gesprochen werde. Immer häufiger gebe es auch Situationen, “in denen wir uns in einem Boot fühlen”. Als Beispiele nannte er die zunehmend religionslose Gesellschaft oder den Werteverfall. Allerdings sei das Verhältnis nicht gänzlich unbelastet, räumte Schuster ein. Dabei verwies er auf die umstrittene Karfreitagsfürbitte im lateinischen Ritus. “Nach wie vor warten wir auf die Revision der Wiedereinführung der alten Formulierungen zur Judenmission.” Außerdem beobachte man etwas angespannt die Annäherungsversuche an die Pius-Bruderschaft. Er hoffe sehr, dass Papst Franziskus die volle Anerkennung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils zum Maßstab für eine Rückkehr mache. Auch mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sei der Zentralrat etwa anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 in intensiven Gesprächen. Eine eindeutige Abkehr von jeder Art der Judenmission sei noch nicht in allen evangelischen Gruppierungen zu finden. Hier werde ein klares Signal der EKD erwartet, die sich im Übrigen sehr vorbildlich mit den judenfeindlichen Schriften von Martin Luther auseinandergesetzt habe, so Schuster.

(KNA – qkqms-89-00162)