Entsetzen über Terroranschlag in französischer Kirche

Bonn/Berlin (KNA) Nach der tödlich verlaufenen Geiselnahme in einer nordfranzösischen Kirche zeigen sich Politiker und Religionsvertreter in Deutschland entsetzt darüber, dass jetzt auch Gotteshäuser Ziel von Terroranschlägen werden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte am Dienstag in Bonn, der Mordanschlag sei erschreckend. “Gläubige, zum Gottesdienst in einer Kirche versammelt, wurden zum Opfer einer schrecklichen Gewalttat. Hier soll Hass zwischen den Religionen geschürt werden. Dem werden wir widerstehen und uns der Atmosphäre von Hass und Gewalt nicht anschlie- ßen.” Die Antwort könne nicht eine Verschärfung des Hasses und des Gegeneinanders sein, sondern nur der Versuch, die Täter zu stellen und alles zu tun, damit nicht neue Gewalt geschehe, fügte der Münchner Erzbischof hinzu. Die Katholiken in Deutschland seien “jetzt besonders verbunden mit unseren französischen Schwestern und Brüdern”. Marx bat um ein Gebet für den ermordeten Priester, für die noch in Lebensgefahr schwebende Ordensschwester und die anderen Gläubigen, die Opfer der Geiselnahme wurden. “Unser Gebet gilt auch den Tätern.” Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte am Rande seiner Reise nach Moldau: “Der fanatische, mörderische Hass macht jetzt noch nicht einmal Halt vor Gotteshäusern und Gläubigen.” Deutschland stehe an der Seite der “französischen Freunde, in guten Zeiten und, wie jetzt, auch in Zeiten der Trauer”. Die Täter wollten nicht nur Terror verbreiten, sondern auch Zwietracht in den Gesellschaften säen. “Wir werden unsere Werte, unsere Freiheit und unsere Art zu leben nicht aufgeben.” Der deutsche katholische Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann äußerte seine “tiefe Betroffenheit”. Er bekundete auf dem Weltjugendtag im polnischen Krakau sein “Erschrecken über eine solch grausame Tat”. Trauer und Mitgefühl hätten Platz auch im Gebet. Der katholische Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, kündigte an, er werde Krakau verlassen, um am Abend in seiner Diözese zu sein. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte: “Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten bei den Verletzten und unseren christlichen Freunden in Frankreich.” Die Religionen dürften sich nicht gegeneinander aufhetzen lassen. “Im Gegenteil: Gerade jetzt müssen wir zusammenstehen und unsere gemeinsamen Werte wie die Achtung vor dem Leben verteidigen.” Bei der Geiselnahme im nordfranzösischen Saint-Etienne-du-Rouvray waren am Morgen ein 84 Jahre alter Priester und die zwei Geiselnehmer getötet worden. Eine weitere Geisel ringt um ihr Leben. Medien berichteten, dass die Täter mit äußerster Brutalität vorgegangen seien. Dem Priester sei die Kehle durchschnitten worden, hieß es unter Berufung auf Polizeiangaben. Insgesamt seien fünf Gläubige in der Kirche gewesen, als die Täter sie gestürmt hätten, berichtete France TV Info. Eine Frau, die entkam und die Polizei benachrichtigte, berichtete, dass die Täter bei der Stürmung des Gotteshauses islamistische Parolen gerufen hätten.

(KNA – qkrmq-89-00131)