Islamischer Theologe beklagt Selbstzerstörung arabischer Welt

Frankfurt (KNA) Der renommierte islamische Theologe Ahmad Nofal beklagt eine Selbstzerstörung der arabischen Welt und ein Zurückdrängen des gemäßigten Islam der Mitte. Unfähige Regime gäben ihren Bürgern keine Lebensperspektive und trieben die Menschen durch Korruption und Misswirtschaft in den Extremismus, sagte der emeritierte Professor der Universität Jordaniens am Dienstag im Interview der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. “In unseren Ländern sind die Regime die Extremisten, nicht die Religiösen. Nicht nur die religiösen Extremisten sind verrückt.” Nofal machte insbesondere Saudi-Arabien für die Verbreitung eines “abstoßenden” salafistischen Islam verantwortlich. Unterdrückt werde dabei der gemäßigte Islam, der den Mainstream verkörpere und für eine Koexistenz mit anderen Religionen eintrete. Der Theologe beklagte in diesem Zusammenhang eine Wertezerstörung. “Menschen, die wirtschaftlich unter Druck stehen, wenden sich Gewalt und Rauschgift zu; sie betrügen, stehlen, töten. Der Mensch wurde zum Monster.” Nofal forderte Demokratie und Verfassungen für die arabische Welt. “Es muss in unseren Ländern eine Magna Carta geben, eine Verfassung zwischen uns und den Regierenden”, sagte er. Dabei müsse man auch akzeptieren, wenn in freien Wahlen die Muslimbrüder an die Macht kämen. “Wir können doch nicht aus Angst vor den Muslimbrüdern die Demokratie verhindern”, betonte er. “Unser Problem sind die Militärputsche. Deshalb kommen unsere Länder nicht zur Ruhe.” (KNA – rklkn-89-00011)