Islamismus-Experte sieht muslimische Verbände problematisch

Bonn (KNA) Der israelisch-arabische Psychologe Ahmad Mansour sieht bei den muslimischen Verbänden eine Mitverantwortung für entstehenden Islamismus in Deutschland. Diese seien “Teil des Problems und nicht Teil der Lösung”, weil sie ein konservatives Islamverständnis “in sich tragen und auch verbreiten”, sagte der Islamismus-Experte am Donnerstag im Interview der Deutschen Welle in Bonn. Zudem warnte er davor, dass insbesondere Salafisten auf die Radikalisierung psychisch labiler oder sozial ausgegrenzter Jugendlicher abzielten. Die Ursachen dafür, dass Menschen sich radikalisieren, sehe er auf drei Ebenen, so Mansour: ein ideologisches, konservatives Islamverständnis im persönlichen Umfeld, eine psychologische Ebene, beispielsweise Sinnkrisen oder Depressionen, und soziologische Faktoren, etwa die gefühlte Zugehörigkeit zu einer Elite. Mansour bezeichnete den Kampf gegen Islamismus als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. “Wo aus Religion faschistische Ideologie gemacht wird, müssen wir als Sicherheitsapparat, müssen wir als Zivilgesellschaft aktiver werden”, sagte er. So müssten Lehrer in die Lage versetzt werden, radikale Tendenzen zu erkennen. “Wir müssen im Internet digitale Sozialarbeit betreiben, in Sozialen Medien dürfen keine rechtsfreien Räume entstehen”, führte er aus. “Wir Demokraten müssen offensiv auftreten und die Jugendlichen für uns gewinnen, bevor das die Islamisten tun”. An eine “Turboradikalisierung” glaube er nicht, fügte der Experte hinzu. “Menschen stehen nicht morgens auf und werden zu Mördern. Menschen haben bestimmte Einstellungen, Tendenzen, Prozesse. Prozesse, die teilweise sichtbar, teilweise unsichtbar sind.” Daher sei es wichtig, im Gespräch zu sein. “Die Islamisten sind heute diejenigen, die die Jugendlichen ansprechen, die Angebote machen. Deshalb müssen wir schneller als die Islamisten sein.”

(KNA – rkllt-89-00151)