Menschenrechtler fordern Strafe für “IS-Völkermord” an Jesiden

Göttingen (KNA) Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf, bei seiner Sitzung am Donnerstag den Internationalen Strafgerichtshof damit zu beauftragen, die Verantwortlichen für die Verbrechen an den Jesiden zur Rechenschaft zu ziehen. Für die Überlebenden sei es “zutiefst demütigend zuzusehen, dass die Täter des Völkermords straflos bleiben”, kritisierte GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Mittwoch in Göttingen: “Die Kriegsverbrechen des ‘Islamischen States’ (IS) an Jesiden und an Angehörigen anderer Minderheiten im Irak müssen endlich juristisch aufgearbeitet werden.” Im August 2014 hatte der IS nach Angaben der GfbV Dörfer der Jesiden im Nordirak überrannt und rund 7.000 Gefangene genommen. Alle jungen Männer, die sich geweigert hätten, zum Islam zu konvertieren, seien getötet worden, viele jüngere Frauen verschleppt, zwangsverheiratet und missbraucht. Insgesamt seien Schätzungen zufolge rund 5.000 Jesiden getötet worden, zudem hätten fast 90 Prozent der Angehörigen der Minderheit fliehen müssen. Noch immer würden rund 3.400 Frauen und Kinder vom IS gegen ihren Willen festgehalten. Auch UN-Menschenrechtsexperten hätten die an Jesiden begangenen Verbrechen als Völkermord bezeichnet. Am heutigen Mittwoch findet in London die Internationale Konferenz “Accountability: International Crimes in Syria and Iraq” mit Amal Clooney statt. Die aus dem Libanon stammende britische Menschenrechtsanwältin vertritt Jesidinnen, die von IS-Kämpfern im Irak entführt und vergewaltigt wurden. Sie hatte schon mehrfach an die UN-Verantwortlichen appelliert, die Terrorgruppe “nicht mit einem Völkermord davonkommen zu lassen”. Zugleich warf sie den Vereinten Nationen Untätigkeit vor. Die “Passivität” der internationalen Gemeinschaft sei schockierend. Bislang sei weltweit noch kein IS-Terrorist für Verbrechen an Jesiden juristisch zur Verantwortung gezogen worden. Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit unter den Kurden. Weltweit hat die monotheistische Religionsgemeinschaft mehrere hunderttausend Mitglieder. In Deutschland leben derzeit bis zu 80.000 von ihnen. Der jesidische Glaube vereint Elemente verschiedener nahöstlicher Religionen, vor allem aus dem Islam, aber auch aus dem Christentum.

(KNA – rknmt-89-00019)