Theologin: Angst vor Islamisierung “keine hilfreiche Haltung”

Bonn (KNA) Die evangelische Theologin Barbara Rudolph warnt davor, Ängste vor einer Islamisierung Deutschlands zu schüren.

“Angst ist keine hilfreiche Haltung in der Begegnung mit Menschen, die einer anderen Religion angehören”, sagte die Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) dem Bonner “General-Anzeiger” (Mittwoch). Dagegen habe ihre Kirche gute Erfahrungen gemacht mit Offenheit, der Bereitschaft zur Begegnung, “genauem Hinschauen und, falls notwendig, auch kritischen Fragen”.

Das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen lasse sich nicht pauschal beschreiben und hänge von individuellen Begegnungen ab, so die Theologin. Muslime gehörten selbstverständlich zur Gesellschaft und lebten wie jeder andere Bürger auf Basis des Grundgesetzes und der deutschen Rechtsprechung. Auch wenn sich das gemeinsame Zusammenleben normalisiert habe, gebe es dennoch schwierige Punkte. Dazu zählten das Verhältnis von Männern und Frauen, religiöse Radikalisierung und “zugleich zunehmende Säkularisierung”. Allerdings seien das oft nicht nur “religiöse, sondern auch kulturelle Unterschiede”. Die kirchlichen Beauftragten für den Dialog mit dem Islam seien nicht “naiv und blauäugig” und “führen keinen Kuschelkurs”, hob die für Theologie und Ökumene zuständige Oberkirchenrätin hervor.

“Sie kennen die Probleme im Miteinander sehr genau und sprechen sie an.” Dahinter stehe die Erwartung, dass Konflikte sich konstruktiv lösen lassen. Wer in Deutschland lebe, habe sich mit der Geschichte und den Traditionen auseinanderzusetzen, forderte die Theologin. Dazu zählten Antisemitismus, Radikalisierung, Intoleranz auf der einen, Respekt vor Minderheiten, offene Gesellschaft und demokratischer Diskurs auf der anderen Seite. “Antisemitismus ist und bleibt ein Thema in Deutschland”, betonte Rudolph. Ein von Flüchtlingen mitgebrachter Antisemitismus sei eine sehr ernstzunehmende, aber nicht die einzige Facette des Antisemitismus.

Bildung über deutsche Geschichte, Judentum und Demokratieverständnis sei genauso wichtig wie die strafrechtliche Verfolgung antisemitischer Übergriffe. “Das gilt genauso für einen syrischen Flüchtling wie für einen rechtsradikalen Sachsen”, sagte Rudolph. Das Verhältnis zum Islam und der Dialog mit Muslimen sind Hauptthemen der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), die noch bis Freitag in Bad Neuenahr tagt.

(KNA – skllk-89-00062)