Köln (KNA) Die Ditib hofft auf Fortschritte beim islamischen Religionsunterricht in Deutschland. So befinde man sich mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen in “konstruktiven Gesprächen”, sagte der Vorsitzende des deutsch-türkischen Moscheeverbandes, Kazim Türkmen, am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln.
Das bevölkerungsreichste Bundesland hatte im Sommer eine Neuregelung auf den Weg gebracht. Künftig soll eine Kommission über Inhalte und Lehrerlaubnisse für den islamischen Religionsunterricht entscheiden, an der auch Vertreter mitwirken, die nicht den großen Islamverbänden angehören.
“Ich habe die Hoffnung, dass wir uns auf ein Modell verständigen können, das auch für andere Bundesländer wegweisend ist”, sagte Türkmen. Scharfe Kritik äußert der Ditib-Vorsitzende dagegen an dem von Baden-Württemberg eingeschlagenen Weg. Dort soll eine Stiftung öffentlichen Rechts den Unterricht verantworten und organisieren.
Damit verstoße das Bundesland gegen das Neutralitätsgebot des Staates, so Türkmen. Dennoch habe sein Verband “unter Bauchschmerzen” zugesagt, die Stiftung für fünf Jahre als Übergangslösung zu installieren, allerdings um einige Korrekturen gebeten. “Nach mehreren Monaten Verhandlungen hat man uns dann einen Satzungsentwurf und einen Vertrag vorgelegt, der alle unsere Bedenken und die Kompromisse, die bei diesen Verhandlungen erzielt wurden, komplett ignorierte”, so Türkmen. “Da waren wir gezwungen, Nein zu sagen.”
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion ist der größte islamische Verband in Deutschland. Die Ditib vertritt nach eigenen Angaben 856 formell selbstständige Moscheevereine, deren religiöse, soziale und kulturelle Tätigkeiten sie koordiniert. Der in Köln ansässige Dachverband stand in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen, unter anderem wegen seiner Nähe zur türkischen Religionsbehörde Diyanet und seiner Kontakte zu islamistischen Gruppen wie den Muslimbrüdern.
(KNA)