Kairo/Rom (KNA) In Ägypten dürfen Muslime künftig am Bau von Kirchen mitwirken. Das hat die Regierung von Präsident Abdel-Fatah al-Sisi jetzt genehmigt, wie der vatikanische Pressedienst Asianews (Montag) berichtete. Sie folgt damit einem islamischen Rechtsgutachten (Fatwa) des ägyptischen Großmuftis Shawki Allam vom 24. Januar. Bislang war es Muslimen nicht gestattet, sich am Bau von nichtislamischen Kultstätten zu beteiligen. Nun dürfen sie dies nur bei Kirchen “gegen Bezahlung” und “in jeder Hinsicht” tun, wie es in der Fatwa heißt.
Christen wie auch Menschenrechtsorganisationen begrüßen diesen für Ägypten weitgehenden Schritt, der jedoch in der Bevölkerung auch als umstritten gilt. Kritiker sprechen davon, das Christentum sei “Blasphemie”.
Bis vor einigen Jahren wurden Kirchenneubauten in Ägypten so gut wie nie genehmigt und sogar bloße Renovierungen nur selten bewilligt. Unter dem seit 2013 regierenden Präsidenten al-Sisi wurde ein wesentlich christenfreundlicherer Kurs eingeschlagen. Derzeit sind in Ägypten laut Asianews in allen Landesteilen 44 Kirchen im Bau, 16 werden renoviert. Zudem wurden zuletzt landesweit Hunderte Kirchen im Nachhinein “legalisiert”.
Die Christen, deren größte Gruppe die koptisch-orthodoxe Kirche ist, machen maximal zehn Prozent der Einwohner Ägyptens aus. Laut Schätzungen gibt es zwischen acht und zwölf Millionen Kopten. Zweitgrößte Kirche in Ägypten ist die Griechisch-orthodoxe (Patriarchat von Alexandrien) mit bis zu 200.000 Gläubigen. Die koptisch-katholische Kirche zählt bis zu 170.000 Mitglieder. Schätzungen gehen zudem von bis zu 100.000 Protestanten im Land aus. Die Zahl der römisch-katholischen Gläubigen beläuft sich auf 20.000.
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