Neue Perspektiven für Theologie in Berlin. Evangelische Fakultät für interreligiöse Kooperationen offen

Von Gregor Krumpholz (KNA) Berlin/Freiburg (KNA) In Berlin gibt es neue Überlegungen zu einem Ausbau der Theologie an der Humboldt-Universität. Die Evangelisch-Theologische Fakultät richtete dazu eine Arbeitsgruppe ein, wie deren Dekan Christoph Markschies in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Gastbeitrag für die Fachzeitschrift “Herder Korrespondenz” (März) erklärte. Die Initiative könnte in der Debatte neue Perspektiven eröffnen. Die Arbeitsgruppe solle prüfen, welche Formen einer Zusammenarbeit mit Einrichtungen katholischer, jüdischer und muslimischer Theologie möglich seien. Es gehe jedoch nicht um eine “multireligiöse Mischfakultät”, wandte sich der Professor für Ältere Kirchengeschichte gegen derartige Spekulationen. In einer ersten Reaktion begrüßte der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch die Initiative. Er betonte, die katholische Kirche wolle “auch im wissenschaftlich-theologischen Bereich auf Augenhöhe wahrgenommen werden”. In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, Linkspartei und Grüne in Berlin im vergangenen Herbst vereinbart, dass bei den theologischen, weltanschauungs- und religionsbezogenen Studien “bestehende Regelungen und vorhandene Einrichtungen zukunftsorientiert ausgestaltet und weiterentwickelt werden”. Eine konkrete Umsetzung dieser Selbstverpflichtung steht jedoch noch aus. Markschies plädiert nun dafür, die Humboldt-Universität “unbeschadet aller gewachsenen Traditionen anderswo” zu dem Ort in der Hauptstadt zu machen, an dem beide christlichen Konfessionen sowie Judentum und Islam ihre Religion wissenschaftlich erforschen. Nach Vorgaben des deutschen Religionsverfassungsrechts könnten auch separate Einrichtungen “ganz eng untereinander und mit anderen Wissenschaften kooperieren”. Im Rang einer Universitäts-Fakultät ist in Berlin bislang nur evangelische Theologie präsent. Überlegungen zur Gründung einer Katholisch-Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität wurden Mitte der 1990er Jahre nicht verwirklicht. So blieb es bei dem Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität (FU) Berlin mit zwei Lehrstühlen, von denen einer in den vergangenen Jahren nicht besetzt war. Mittwoch, 15. Februar 2017 Seite 37 Erzbischof Koch bezeichnet die gegenwärtige Ausstattung des FU-Seminars als “völlig unzureichend”. Er sei nun auf die Umsetzung der Koalitionsvereinbarung gespannt: “Unsere Gesprächsbereitschaft und unser Mitdenken haben wir mehrfach signalisiert.” “Katholische Weltanschauung” ist an der evangelischen Fakultät bereits durch eine Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie vertreten. Benannt ist sie nach dem Theologen Romano Guardini (1885- 1968), der an der Universität bis 1939 vielbeachtete Lehrveranstaltungen hielt. Als weiterer Kooperationspartner kommt das an der Humboldt-Universität geplante Institut für Islamische Theologie infrage. Es soll im Wintersemester 2018/19 seinen Studienbetrieb aufnehmen. Eine Zusammenarbeit wäre überdies mit dem Institut an der Universität Potsdam möglich, an dem seit 2013 bekenntnisgebunden Jüdische Theologie erforscht und gelehrt wird. Markschies nennt es “wünschenswert, wenn der Senat auch für die katholische und jüdische Theologie Geld in die Hand nehmen könnte und wenn sich die katholische Kirche zu einem größeren Engagement in Berlin entschließen könnte”. Mit einer Reihe weiterer theologischer Einrichtungen ist die katholische Kirche indes bereits in Berlin präsent. So bietet die Katholische Hochschule für Sozialwesen unter anderem einen Studiengang “Religionspädagogik in Schule und pastoralen Räumen” an. Auch das Berliner Institut für christliche Ethik und Politik ist dort angesiedelt. Das Priesterseminar Redemptoris Mater der neuen geistlichen Gemeinschaft des Neokatechumenalen Wegs ist ein anerkannter Ableger der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Auch kleinere Einrichtungen wie das Institut Chenu der Dominikaner engagieren sich bereits in der Hauptstadt. Überdies gibt es in der Deutschen Bischofskonferenz Überlegungen, ein “Wissenschaftszentrum” in Berlin einzurichten. Auch die Gründung einer Philosophisch-Theologischen Hochschule von Ordensgemeinschaften ist im Gespräch.

(KNA – rkmlo-89-00181)