Bericht: 2016 weltweit 226 gewaltsam ausgetragene Konflikte

Heidelberg (KNA) Weltweit 226 gewaltsam ausgetragene Konflikte hat es im vergangenen Jahr gegeben. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten “Konfliktbarometer 2016” des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK) hervorgeht, werden 18 Auseinandersetzungen als Kriege der höchsten Eskalationsstufe eingeschätzt, einer weniger als im Jahr zuvor. So wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen Republik und auf den Philippinen jetzt nicht mehr als Krieg eingestuft, obwohl auch hier weiterhin Menschen getötet wurden. Im Vergleich zu 2015 verzeichnet das Konfliktbarometer drei neue Kriege: in der Türkei die Kämpfe nach dem gescheiterten Putsch, in Syrien die Kämpfe verschiedener oppositioneller und islamistischer Gruppen sowie im Jemen den Krieg zwischen Regierung und islamistischen Rebellen. Als einzigen Krieg auf europäischem Boden werten die Forscher die Kämpfe in der Ostukraine. Dort seien seit Beginn des Konflikts mehr als 4.000 Menschen getötet worden. Weitere gewaltsam ausgetragene Konflikte in Europa gab es etwa in Russland und Moldawien sowie zwischen links- und rechtsextremen Gruppen in Griechenland. Der Bericht erwähnt auch Konflikte mit fremdenfeindlichem Hintergrund in Deutschland: So habe es 2015 bundesweit rund 1.550 Anschläge auf Flüchtlingseinrichtungen gegeben; in 380 Fällen seien Flüchtlinge direkt angegriffen worden. Zu den häufigsten Konfliktursachen zählt der Bericht ideologische – darunter auch religiöse – Gegensätze. Diese Streitfelder seien in mehr als einem Drittel aller beobachteten Konflikte mitentscheidend gewesen. Weitere wichtige Ursachen für gewaltsame und politische Auseinandersetzungen waren demnach ethnische Gegensätze, Kämpfe um Ressourcen wie Wasser und Land sowie um nationale Macht. Globaler Krisenherd bleiben die Subsahara-Staaten. In 8 der 48 afrikanischen Staaten kam es laut HIIK im Vorjahr zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Anschlägen. So dauerten die Bürgerkriege im Sudan und in Somalia seit mehr als zehn Jahren an; viele starben durch den Krieg mit der nigerianischen Terrororganisation Boko Haram. Laut den Konfliktforschern wurden in Afghanistan 2016 mindestens 11.400 Zivilisten durch militärische Angriffe, Selbstmordattentate und Sprengfallen getötet. Auf dem amerikanischen Doppelkontinent war laut HIIK 2016 der Drogenkonflikt zwischen Regierung und Kartellen in Mexiko der einzige Krieg. In Kolumbien konnte zwischen Regierung und FARC-Rebellen ein Friedensvertrag geschlossen werden. Das “Konfliktbarometer” ist eine Initiative Heidelberger Politologen und gibt seit 1991 einen Überblick über Krisen, Konflikte und Kriege. Weltweit arbeiten rund 200 Wissenschaftler an dem Bericht mit.

(KNA – rkmmo-89-00096)