Papst und Großimam verurteilen in Kairo religiöse Gewalt

Kairo (KNA) Papst Franziskus und der Großscheich der islamischen Al-Azhar-Universität, Ahmad al Tayyeb, haben in Kairo Gewalt und Terror im Namen der Religion verurteilt.

Bei einer von der Hochschule ausgerichteten internationalen Friedenskonferenz am Freitag forderte Franziskus “ein deutliches und eindeutiges ‘Nein’ zu jeder Form von Gewalt, Rache und Hass, die im Namen von Religion oder im Namen Gottes begangen werden”. Großscheich al-Tayyeb rief in seiner Rede dazu auf, Religion von einem falschen Verständnis zu reinigen, das sich auf sie beruft und “kleine Gruppen” zur Gewalt anleite.

Er wandte sich zugleich gegen eine Verunglimpfung des Islam. Man könne nicht eine ganze Religion für die Taten einer fanatischen Minderheit verantwortlich machen. “Islam ist keine Religion des Terrorismus” – selbst wenn einige versuchten, den Islam zu manipulieren, um ihre Taten zu rechtfertigen, so al-Tayyeb. Franziskus verlangte in seiner Ansprache, religiöse Verantwortungsträger müssten vermeintlich religiöse Gewalt entlarven und als “götzendienerische Verfälschung Gottes” verurteilen.

Gott sei ein “Gott des Friedens, Gott salam. Deshalb ist nur der Frieden heilig und kann im Namen Gottes keine Gewalt verübt werden, weil sie seinen Namen verunehren würde”, so der Papst. Religion sei “heute wahrscheinlich mehr denn je” gerufen, aktiv den Frieden zu fördern. Eine wichtige Voraussetzung dafür sei die Bildung der jungen Generation, sagte Franziskus. Sie müsse ermutigt werden, Hass, Hetze und Gewalt entgegenzutreten und sich der Logik des Bösen zu widersetzen.

Abweichend vom Redetext bezeichnete der Papst seinen Gastgeber al-Tayyeb als “meinen Bruder, den Großimam”. Dieser rief die Religionen zu Geschwisterlichkeit und Barmherzigkeit auf. Sie seien das Gegenmittel gegen negative Philosophien der Gegenwart. “Dieses Gegenmittel gibt es nur in der Apotheke der Religion”, so der Großimam. Er betonte, Frieden, Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte seien Werte, die allen Menschen zugutekommen müssten, unabhängig von ihrer Religion, Hautfarbe oder Ethnie.

Franziskus war am Vormittag von Rom nach Kairo geflogen. Auf dem Flughafen der ägyptischen Hauptstadt wurde er unter anderen von Regierungsvertretern und dem Patriarchen der koptischkatholischen Kirche in Ägypten, Ibrahim Isaac Sidrak, empfangen. Während des Fluges sagte er vor den mitreisenden Journalisten, er unternehme eine “Reise der Brüderlichkeit”.
(KNA – rkoms-89-00183)