Berlin (KNA) Religionspolitiker von Grünen, AfD und Linkspartei haben die geplante Deutsch-Pflicht für ausländische Geistliche kritisiert. “Der Kabinettsbeschluss, nach dem ausländische Geistliche künftig Deutschkenntnisse nachweisen müssen, löst das Problem von aus dem Ausland und möglicherweise staatlich beeinflussten Imamen nicht”, sagte Konstantin von Notz, Beauftragter der Grünen-Bundestagsfraktion für Religion und Weltanschauungen, der “Welt” (Freitag): “Was es braucht, ist vielmehr die Förderung von Ausbildungsprogrammen für Imame und islamische Religionsbedienstete in Deutschland.”
Kritik äußerte auch Linken-Politikerin Christine Buchholz: “Statt populistische Forderungen nach Deutsch-Pflichten zu erheben, sollte die Bundesregierung die Energie lieber in eine gleichberechtigte Imam-Ausbildung für Muslime in Deutschland investieren”, sagte die religionspolitische Sprecherin der Fraktion.
Auch Volker Münz, religionspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, nannte den Gesetzentwurf “unzureichend”. Ausländische Geistliche müssten künftig “nur hinreichende Sprachkenntnisse nachweisen, was nicht der Integration dient, sondern bestenfalls eine rudimentäre Verständigung ermöglicht”. Das eigentliche Problem, dass aus Katar oder der Türkei Geistliche kämen und Einfluss nähmen auf Menschen mit türkischen oder arabischen Wurzeln hierzulande, werde “nicht ansatzweise gelöst”.
Positiv wertete dagegen der für Religionsthemen zuständige Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion, Christoph de Vries, den Gesetzentwurf. Er gehe davon aus, “dass viele bislang für eine Beschäftigung in Deutschland infrage kommende Imame aus der Türkei künftig nicht mehr in Deutschland tätig sein werden”. Stattdessen würden türkischstämmige Deutsche hier vermehrt als Imame ausgebildet und in den Moscheegemeinden tätig werden.
Auch der muslimische Theologe Mouhanad Khorchide begrüßt die geplante Neuregelung. Dies sei “natürlich ein richtiger Schritt”, sagte er am Donnerstagabend in einem Interview mit FAZ.net. Dabei sei auch gut, dass die Deutsch-Pflicht “für alle Prediger gilt, also auch für katholische Priester. Das ist wichtig, sonst ist schnell von Diskriminierung die Rede.” Er habe immer gesagt, dass Imame die Landessprache sprechen müssten, ergänzte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster. Doch das “Problem mit Imamen aus dem Ausland ist längst nicht gelöst”, so Khorchide. Bei den salafistischen Predigern etwa spreche “die Mehrheit sowieso Deutsch, viele als Muttersprache”.
Die Bundesregierung will eine Deutsch-Pflicht für ausländische “Religionsbedienstete” wie Imame einführen. Das bestätigte am Mittwoch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Das Bundeskabinett brachte einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im März mit Blick auf die Debatte über die Sprachkenntnisse von ausländischen Geistlichen vor zu großen Hürden gewarnt. Die Anforderungen dürften nicht dazu führen, dass die Einreise der Betroffenen faktisch unmöglich gemacht werde.
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