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Khorchide: Koran-Kommentar soll auch “einfachen Muslimen” helfen

22. November 2018

Osnabrück (KNA) Der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide will mit seinen neuen historisch-kritischen Koran-Kommentaren auch “einfache Muslime” erreichen. Der erste der auf 17 Bände angelegten Reihe ist gerade erschienen. Er hoffe, in sieben Jahren alle Bände fertig zu haben, sagte der Wissenschaftler den Zeitschriften der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück.

Die große Mehrheit der Muslime gehe weiter davon aus, dass der Koran nicht im historischen Kontext zu verorten sei, betonte Khorchide: “Sie lesen ihn als historischen Monolog Gottes und meinen, wenn ich den Wortlaut verstanden habe, habe ich den Koran verstanden.”

Sein Wunsch sei zum Beispiel, dass “der einfache Muslim, der nicht theologisch gebildet ist, jemandem, der ihm sagt, er dürfe seine Frau schlagen, weil es so im Koran stünde, antwortet: Nein, den entsprechenden Vers muss man im historischen Kontext verstehen. Er ist keine Legitimation für mein Handeln heute.”

Bei Muslimen in Deutschland sei die historische Herangehensweise schon akzeptierter als in vielen anderen Ländern, so Khorchide. Sie eröffne ihnen “eine Perspektive, um den Koran in ihr Leben zu integrieren” und verhelfe ihnen zu Argumenten, wenn es im Koran etwa um schwierige Themen wie Gewalt oder das patriarchalische Frauenbild gehe.

Für viele sei es eine Überraschung, dass man über den Koran als Offenbarung Gottes sprechen dürfe, der sich durch die Menschen selbst ausdrücke, sagte der Wissenschaftler weiter. Islamische Norm sei noch, dass der Koran wortwörtlich als Monolog, also als Selbstrede Gottes zu verstehen sei. Er wolle dagegen zeigen, dass in der Schrift zwar Gott gegenwärtig werde, “aber eben durch Menschen und ihre Geschichte”.

Khorchide ist Professor für Islamische Theologie an der Universität Münster und leitet dort das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT). Er kündigte in dem Interview außerdem ein Kooperationsprojekt mit dem ägyptischen Religionsministerium an. Dort solle in Verbindung mit dem ZIT ein Ausbildungskurs für Imame entstehen. Auch darin werde es um die Erneuerung des islamischen Denkens gehen.

(KNA – sllml-89-00141)

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