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Eingeholt – Terror in Pakistan sorgt auch in Europa für Entsetzen

30. März 2016
Pakistan, Terrorismus

 

Von Paula Konersmann (KNA)

Bonn (KNA) Gerade erst hatte Ostern unter dem Schatten des Terrors begonnen, hatten der Papst und viele deutsche Bischöfe ein Ende der Gewalt gefordert – als ebendiese Gewalt sich erneut zeigte. Diesmal im muslimisch geprägten Pakistan, in einem Park, in dem zahlreiche christliche Familien das Osterfest feierten. Nach bisherigem Stand kamen mindestens 70 Menschen ums Leben, rund doppelt so viele wie nicht einmal eine Woche zuvor in Brüssel; weit über 300 Personen wurden verletzt.

Die hohe Opferzahl allein ist es nicht, die auch in Deutschland für Entsetzen sorgt. Zusätzlich spielt eine Rolle, dass die Opfer mehrheitlich Christen waren. Nach Worten des Fraktionsvorsitzenden der Union im Bundestag, Volker Kauder (CDU), ist religiöser Hass mittlerweile die größte Ursache für Gewalt und Terror. Er forderte die geistigen Führer des Islam auf, klarer für Religionsfreiheit einzutreten.

Seit Jahren sei eine Zunahme von Diskriminierung, Bedrohung und Tötung von Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit festzustellen, erklärte auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Christen seien dabei weltweit am stärksten betroffen.

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, erinnerte daran, dass Christen speziell in Pakistan seit vielen Jahren in Bedrängnis seien. Viele bemühten sich dennoch um den interreligiösen Dialog. Auch die große Mehrheit der Muslime lehne Terrorismus ab, betonte Schick.

Papst Franziskus appellierte unterdessen an die pakistanischen Behörden, die religiösen Minderheiten im Land besser zu schützen. “Ich wiederhole noch einmal, dass die Gewalt und der mörderische Hass nur zu Schmerz und Zerstörung führen”, sagte das Kirchenoberhaupt. Gegenseitiger Respekt und Brüderlichkeit seien der einzige Weg zum Frieden.

Das katholische Hilfswerk missio rief die Bundesregierung auf, sich bei der Regierung in Pakistan für den Schutz von Minderheiten einzusetzen. Vor allem solle sie auf die Reform der sogenannten Blasphemiegesetze drängen, die Auslöser zahlreicher Gewalttaten seien.

Immer wieder wird nach Anschlägen in der Türkei, Nigeria oder auch Pakistan die Kritik laut, die Solidarität sei längst nicht so groß wie bei vergleichbaren Taten in Europa. Auch diesmal fragten manche Nutzer auf Twitter, wo der Hashtag #jesuispakistan bleibe, analog zu #jesuischarlie nach dem Angriff auf die Redaktion des französischen Satiremagazins “Charlie Hebdo” im Januar 2015. Ein solches Solidaritätsschlagwort gab es nicht, doch “Lahore” stand am Ostermontag lange auf der Liste der meistgenutzten Hashtags bei Twitter – von Medienberichten und Reaktionen aus Politik und Kirche ganz abgesehen.

Erst am vorigen Mittwoch hatte der Blogger und Buchautor Sascha Lobo auf Spiegel Online erklärt, bei den Anschlägen von Brüssel oder Paris hätten viele Deutsche das Gefühl, “das könnten wir sein”. In Ankara oder Istanbul seien für die meisten Deutschen “doch eher die anderen” betroffen. Dieses

Gefühl haben viele Deutsche vielleicht auch bei der Bluttat in Lahore. Zugleich beschreiben viele den Eindruck, der Terror komme “immer näher”, so etwa der Bamberger Erzbischof Schick in Reaktion auf die Brüsseler Anschläge.

In Ländern wie Pakistan gehören Anschläge seit langem zum Alltag – wenn Terror jemals Alltag werden kann. Die Bewohner müssen mit der ständigen Bedrohung leben – wenn Menschen sich daran jemals gewöhnen können. Dieses Lebensgefühl scheint nun die Europäer einzuholen: Viele Menschen spürten insgeheim bereits, “wie sie sich einrichten im Unbehagen”, schrieb Dorothee Krings am Tag nach den Brüsseler Attentaten in einer Kolumne in der “Rheinischen Post”.

Dies auszubalancieren – weiterhin mitzufühlen, ohne zu verzweifeln; gegen Extremismus einzutreten, ohne in Panik zu verfallen – ist vielleicht genau die Aufgabe, vor der die Gesellschaft nun steht. Christen können sich ihr stellen in der Hoffnung und Überzeugung, dass die Osterbotschaft, so formulierte es der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, “durch nichts und niemanden weggebombt werden kann”.

(KNA – qknms-89-00023)

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