Hamburg (KNA) Nach dem Selbstmordattentat am Ostersonntag in Lahore leben Christen in der pakistanischen Millionenmetropole in großer Sorge. “Natürlich hatten wir angesichts der Drohungen und Anschläge auf Christen schon vorher Angst, und es herrschte eine Unsicherheit”, sagte der katholische Erzbischof von Lahore, Sebastian Francis Shaw, in einem am Mittwoch auf Spiegel Online veröffentlichten Interview. “Aber normalerweise können wir unseren Glauben praktizieren. Pakistanische Sicherheitskräfte schützen uns, und wir haben auch gelernt, auf uns aufzupassen. Durch die Anschläge wird die Angst nun aber größer.”
Bei dem Attentat in einem Park in Lahore waren mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen; rund 340 wurden verletzt. Nach den Worten des Erzbischofs fanden allein am Ostermontag 20 Beerdigungen statt. Die Trauer sei immens. Er besuche alle Menschen, “egal, ob sie Christen oder Muslime sind”, so Shaw. “Aber was soll ich ihnen sagen? Es ist so unglaublich schwer. Manche haben ihre Kinder, Ehemänner und weitere Verwandte verloren. Uns fehlen die Worte, um sie zu trösten.”
In Lahore, der Hauptstadt der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab, lebt laut Angaben von Shaw die älteste und größte christliche Gemeinde Pakistans. Zwar würden auch hier wie in anderen Teilen des Landes Christen diskriminiert, aber normalerweise lebten sie friedlich mit den Muslimen zusammen.
In manchen Teilen der Stadt stellten sogar Christen die Mehrheit und unterhielten große Einrichtungen. Der Anschlag drohe, die Arbeit mehrerer Jahre zunichte zu machen, so Shaw. Nach dem 11. September 2001 sei die Lage für Christen “sehr angespannt” gewesen. “Aber in den vergangenen vier, fünf Jahren ist es etwas besser geworden.” Zugleich zeigte sich der Erzbischof dankbar für die weltweite Solidarität, aber auch die Reaktionen der Menschen in Pakistan selbst: “Politiker und Vertreter anderer Religionen haben uns ihr Beileid ausgesprochen.”
Es gelte nun, trotz allen Leids dem Hass keinen Raum zu geben, “sondern sich als Menschen gegenseitig zu respektieren und zu lieben”, sagte der Erzbischof über die anstehenden Herausforderungen im Miteinander von Muslimen und Christen. “Wir sind alle Pakistaner und können das nur gemeinsam schaffen.”
(KNA – qknnk-89-00031)