Bonn (KNA) Die katholischen Bischöfe in Deutschland fordern den deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib auf, das Thema “Judenhass innerhalb des eigenen Verbandes offen zu thematisieren und konsequent dagegen vorzugehen”. Antisemitismus – von welcher Seite auch immer – dürfe “in unserer Gesellschaft keinen Platz haben” und müsse “entschlossen bekämpft werden”, betonten die Bischöfe Georg Bätzing und Ulrich Neymeyr am Donnerstag in Bonn. Bätzing ist Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog in der Deutschen Bischofskonferenz, Neymeyr ist Vorsitzender der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. In den vergangenen Tagen hätten Medienberichte antisemitische Phänomene innerhalb des islamisch-türkischen Verbandes aufgedeckt, erklärten die Bischöfe weiter. “Diese Vorkommnisse berühren uns auch deshalb, weil Ditib zu den muslimischen Gesprächspartnern der Deutschen Bischofskonferenz gehört.” Anfang der Woche hatte der Hessische Rundfunk berichtet, dass einzelne Gemeinden Hassparolen auf türkischer Sprache ins Internet gestellt hätten. Ditib distanzierte sich daraufhin von antisemitischer Hetze und christenfeindlichen Äußerungen im Internet. Der Ditib-Vorstandsvorsitzende Nevzat Yasar Asikoglu nannte entsprechende Postings am Dienstag in Köln “absolut inakzeptabel”. Der Islam gebiete, “die anderen Offenbarungsreligionen anzuerkennen und zu respektieren, insbesondere, da sie aus den gleichen religiösen Quellen schöpfen”, betonte Asikoglu. “Dieser Maßgabe folgend sind diffamierende Postings, Gruppen, die Diffamierungen verbreiten, oder diffamierendes Verhalten nicht nur hetzerisch und zum Teil strafrechtlich relevant, sondern auch Ausdruck eines unsachgemäßen Verständnisses religiöser Inhalte.” Asikoglu verwies zugleich darauf, dass jeder Ditib-Ortsverein juristisch eigenständig sei und damit weitgehend selbstverantwortlich agiere. Obwohl die hetzerischen Umtriebe zudem nicht in Kenntnis oder in Anlehnung an die Ditib-Landesverbände oder den Ditib-Bundesverband erstellt worden seien, “werden entsprechende Untersuchungen stattfinden und Konsequenzen folgen”. Die Ditib ist mit rund 900 Gemeinden und 800.000 Mitgliedern der größte islamische Einzelverband in Deutschland. Der Verband steht seit Wochen in der Kritik, weil einige Ditib-Imame Informationen über Anhänger des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen an die türkische Regierung weitergeleitet haben sollen. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Staatsfeind. Präsident Recep Tayyip Erdogan macht sie für den gescheiterten Putsch im Juli 2016 verantwortlich. Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga hatte am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt, sein Verband habe “zu keiner Zeit Berichte eingefordert oder verfasst. Auch sind keine Berichte über die Tische der Ditib gegangen oder weitergeleitet worden.” Man bemühe sich weiterhin um Aufklärung, dies brauche aber noch Zeit.
(KNA – rkmkm-89-00048)