Berlin (KNA) Die Bundesregierung und Kirchenvertreter verurteilen den Terror gegen koptische Christen in Ägypten auf das Schärfste. “Ausgerechnet am heutigen Palmsonntag erreichen uns die furchtbaren Nachrichten von einem Anschlag auf christliche Gläubige in einer koptischen Kirche in Tanta, die einen gemeinsamen Gottesdienst in Vorfreude auf das Osterfest feiern wollten.
Erneut sind damit christliche Gläubige Ziel einer Bluttat geworden”, sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Sonntag in Berlin. Er gedachte der Opfer und forderte die Aufklärung der Hintergründe des Terrors. “Das Kalkül der Täter, einen Keil in das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu treiben, darf nicht aufgehen”, so Gabriel. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi bereits kondoliert.
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übermittelte sein Mitgefühl und sprach davon, dass die Opfer “feige ermordet” wurden. Papst Franziskus, der in knapp 3 Wochen einen Ägypten-Besuch plant, bekundete dem Oberhaupt der koptischen Kirche, Papst Tawadros II., und dem ägyptischem Volk sein Beileid. Er sei den Angehörigen der Opfer nahe und bete für eine Umkehr jener, die Terror, Gewalt und Tod säten, sagte der Papst beim Angelus-Gebet auf dem Peterplatz.
Die deutschen katholischen Bischöfe äußerten neben ihrer großen Trauer gleichsam die Bestürzung, dass “die christliche Minderheit in Ägypten eingeschüchtert, demotiviert und zur Emigration getrieben werden soll”. Nach der Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, soll unmittelbar vor dem Papst-Besuch Hass gesät werden. “Es waren zugleich Attentate gegen das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen. Diesen Zielen der Verbrecher darf kein Erfolg beschieden sein!”, so der Kardinal.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, “was da passiert ist, macht wütend”. Er hoffe, dass alle Menschen in Ägypten und überall auf der Welt zusammen helfen, “dass der menschenverachtende Fanatismus, der zu solchen Taten führt, endlich überwunden wird”, schrieb er in den Sozialen Netzwerken.
Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), sprach von einem Anschlag auf die traditionelle religiöse Vielfalt im Nahen Osten. In den vergangenen Jahren habe sich die Lage für die Christen in Ägypten gebessert, so Kauder. “Dieser Weg des friedlichen Zusammenlebens muss weiter gegangen werden.” Die Bundesregierung werde stets auf die Einhaltung der Religionsfreiheit pochen.
Der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, äußerte sich zutiefst schockiert. “Dieser islamistische Terror zielt auf die Vertreibung der Christen aus dem mehrheitlich muslimischen Land. Dem muss sich die ganze zivilisierte Welt entgegenstellen”, so Beck.
Der Stephanuskreis der CDU/CSU-Bundestagsfraktion verwies darauf, dass einige Kopten in Deutschland bisher vergeblich auf Asyl warteten. “Dieser Anschlag zeigt mir, dass deren Anträge noch einmal genauer geprüft werden müssten”, sagte der Vorsitzende des überkonfessionellen Gesprächsforums, Heribert Hirte.
(KNA – rkokt-89-00036)