Istanbul: Präsident Erdogan nimmt an Kircheneinweihung teil

Islamexperte kritisiert: Was Christen wirklich brauchen, ist Religionsfreiheit.

Istanbul (idea) – Nach über sieben Jahren Restaurationsarbeiten wurde am 7. Januar die bulgarisch-orthodoxe Kirche Sankt Stefan in Istanbul wiedereröffnet. Am Festgottesdienst in der „Eisernen Kirche“ – das Gebäude besteht vollständig aus Eisen und Stahl – nahmen auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Bulgariens Ministerpräsident Bojko Borissow teil. Erdogan sagte, Sankt Stefan sei nicht nur ein Gebetshaus, sondern trage auch „zur Schönheit und zum Reichtum von Istanbul“ bei. „Istanbul hat wieder einmal gezeigt, dass sie eine Stadt ist, in der unterschiedliche Religionen und Kulturen friedlich miteinander leben.“ Nach Angaben des Präsidenten hat die Regierung mehr als 5.000 ähnliche Restaurierungen in den vergangen 15 Jahren finanziert. Er kündigte zugleich an, weitere religiöse Stätten „in allen Ecken unseres Landes“ wiederzueröffnen.

Der Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle – einem Arbeitszweig der katholischen Bischofskonferenz – Timo Güzelmansur (Frankfurt am Main), sieht in der Wiedereröffnung von Sankt Stefan ein positives Zeichen für die türkischen Christen. Allerdings würden solche Gebäude auf Dauer leerstehen, wenn man die religiöse Vielfalt nicht als Bereicherung verstehe. Was Christen brauchten, sei die tatsächliche und nach internationalen Maßstäben verstandene Gewährung der Religionsfreiheit.

In seinem Jahresbericht von 2017 wirft die US-Komission für Religionsfreiheit (Washington) der Türkei erneut schwere Verstöße gegen dieses Grundrecht vor. Die Kirche Sankt Stefan wurde 1898 eingeweiht. Aufgrund des schwachen Untergrundes entschied sich der armenische Architekt Hovsep Aznavor für eine Leichtbauweise der Kirche komplett aus Stahl und Eisen. Nach Angaben Erdogans kosteten die 2011 aufgenommenen Restaurierungsarbeiten die Stadt Istanbul rund 3,5 Millionen Euro. 222.000 Euro steuerte die bulgarische Regierung zum Projekt bei. Von den etwa 79 Millionen Einwohnern der Türkei, sind 99 Prozent Muslime. Die Zahl der Christen liegt bei 160.000, darunter 7.000 Protestanten.

idea-Pressedienst vom 10.1.2018