Liebe Leserinnen und Leser,
während der redaktionellen Arbeiten zur Herausgabe dieser Nummer läuft in Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft. Das erste Spiel der deutschen Mannschaft gegen Australien begeisterte die Menschen in Deutschland, und in der internationalen Presse wurde die deutsche Elf flugs zu einem ernsthaften Titelaspiranten erklärt.
Das war neu. Dass die Begeisterung in Deutschland recht euphorisch war, erstaunt nicht. Doch dass das Ausland den “neuen” deutschen Fußball in den höchsten Tönen lobte, war neu. Standen die sogenannten “deutschen Tugenden” beim Fußball, mit denen frühere deutsche Nationalmannschaften ihre Siege errungen hatten, doch für Schwerfälligkeit, Langweile und zum Teil auch Einfallslosigkeit. Nun spielte da auf einmal eine junge deutsche Mannschaft mit einer südländisch anmutenden Leichtigkeit und vermittelte den Eindruck, dass hier nicht schwer gearbeitet wurde, sondern Fußball mit Freude und Leichtigkeit gespielt wurde.
Was war geschehen? Zum ersten Mal wurde in der Nationalmannschaft sichtbar, was in der deutschen Gesellschaft schon seit drei Generationen ein Fakt ist: In Deutschland integrieren sich Migranten aus allen Teilen der Welt und tragen zum Wohl der Gesellschaft bei. Elf von 23 Spielern stammen aus Zuwandererfamilien und haben sich für Deutschland entschieden. Ihre Spielweise belebt den deutschen Fußball in einer Weise, dass sich nicht nur deutsche Fans verwundert die Augen reiben, sondern auch im Ausland eine positive Veränderung der deutschen Spielweise wahrgenommen wird.
Diese Kinder aus den Zuwandererfamilien haben den Weg in die Mitte der Gesellschaft genommen und sind in Vereine eingetreten, die offen für alle sind and nicht exklusiv z.B. türkisch. Sie haben sich in diese Gesellschaft integriert, in der sie leben, und versuchen nicht die Identität des Herkunftslandes ihrer Eltern zu erwerben, das sie kaum kennen. Und so tragen sie nicht nur zu einer Bereicherung unserer gemeinsamen Gesellschaft bei, sondern sind auch noch erstaunlich erfolgreich.
Ich freue mich über diese Entwicklung, denn so macht Zuwanderung Sinn, zeitigt Erfolg. Ich freue mich ganz besonders in zweierlei Hinsicht: Zum einen werden diejenigen eines Besseren belehrt, die Zuwanderung als Verwässerung der “deutschen Leitkultur” verstehen, zum anderen wird all denjenigen deutlich gezeigt, die glauben, sich nicht in diese Gesellschaft integrieren zu können und statt dessen sich mittels der Kultur ihres Herkunftslandes von dieser Gesellschaft zu distanzieren, dass es keine Alternative zu einer Integration gibt.
Die deutsche Fußballmannschaft ist schon Weltmeister, vielleicht wird sie es auch noch im Fußball.
Herzlichst
Ihr Peter Hünseler
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Studien
Muhammad, der Prophet nach Jesus? Katholisch-theologische Bewertungen im Ausgang des Zweiten Vatikanischen Konzils
von Anja Middelbeck-Varwick 56
Fasten im Islam
von Ayse Basol-Gürdal 64
Der iranische Einfluss auf die Schia in Deutschland.
Am Beispiel der Hazrat Fatima Zehra Moschee e.V. in Hausen/Frankfurt am Main
von Helmut Wiesmann 72
Dokumentation
Antwort des Baptistischen Weltbunds auf den Offenen Brief 78
Stellungnahme des Theologischen Forums Christentum – Islam: Für dialogfähige, authentische und autonome Theologien 86
Muslim darf in der Schule beten. Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 29. September 2009 88
Berichte
Bericht vom 10. Tag des Islam in der katholischen Kirche Polens
von Adam Was SVD 90
Kulttempel im Konsumtempel – in Berlin kein Problem. Eröffnung der
Omar Ibn Al-Khattab Moschee in Berlin, Kreuzberg
von Thomas Nordmnann 93
Buchbesprechungen
Christoph Böttigheimer und Florian Bruckmann (Hrsg.): Religionsfreiheit – Gastfreundschaft – Toleranz:
Der Beitrag der Religionen zum europäischen Einigungsprozess
von Gabriele Lautenschläger 94
Rauf Ceylan: Die Prediger des Islam: Imame in Deutschland – wer sie sind, was sie tun, was sie wollen
von Johannes Kandel 95
Hansjörg Schmid, Andreas Renz und Bülent Ucar (Hrsg.): “Nahe ist dir das Wort …”: Schriftauslegung in Christentum und Islam
von Rüdiger Braun 97
Katajun Amirpur (Hrsg.): Unterwegs zu einem anderen Islam: Texte iranischer Denker
von Christoph Marcinkowski 99
Literaturhinweise 101
Neuanschaffungen der CIBEDO-Bibliothek 104
Zeitschriftenschau 106