Köln (KNA) Besorgt über das gesellschaftliche Klima in Deutschland zeigen sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Koordinationsrat der Muslime (KRM). Stereotype, Vorurteile, Ressentiments und sogar üble Beschimpfungen seien dabei, salonfähig zu werden, erklärten führende Repräsentanten beider Seiten am Samstag in Köln nach einem Spitzengespräch. Übereinstimmend erklärten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der derzeitige Sprecher des KRM, Burhan Kesici, dass die Religionsgemeinschaften gefordert seien, zur Deeskalation und zum Abbau von Diskriminierungen beizutragen. “Aufgrund von Fernsehbildern von fanatisierten Massenaufläufen oder Triumphgesten von Kämpfern des sogenannten Islamischen Staates setzen manche die Religion des Islam mit fundamentalistischen Ideologien gleich”, sagte Bedford-Strohm mit Blick auf Vorurteile und Stereotype gegenüber Muslimen. Positive Erfahrungen, die dem Vorurteil entgegenstünden, würden vielfach entweder ausgeblendet oder als Ausnahme von der Regel interpretiert. Kesici erklärte, auch Medienschaffende, Politik und Parteien dürften “nicht das Augenmaß verlieren und die Stimmung weiter anheizen”. Die gemeinsame Aufgabe von Muslimen und Christen in Deutschland bestehe darin, den Anfeindungen gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen deutlich und entschieden zu widersprechen. Die Gesprächsteilnehmer waren sich laut Pressemitteilung einig, dass dabei auch strukturelle Rahmenbedingungen das Klima verschärfen und die Vorurteilsbildung forcieren können. Hierzu zählten etwa eine ungerechte Verteilung von Einkommen und Vermögen, ein stark konkurrierender Zugang zu Bildung, Wohnraum und Arbeitsplätzen sowie Mechanismen zwischen Mehrheiten und Minderheiten, die eine Ghettoisierung vorantreiben.
(KNA – qkqko-89-00056)