Stuttgart (KNA) Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir (50) sieht den liberalen Islam vieler muslimischer Migranten in Deutschland durch Reaktionäre gefährdet. Er befürchte, dass “der Islam meiner Mutter, ein lebensnaher Islam, bedroht wird”, sagte der in Baden-Württemberg aufgewachsene Sohn türkischer Gastarbeiter dem in Stuttgart erscheinenden Magazin “Reader’s Digest” (Juni). Auch in Deutschland gebe es ein Tauziehen zwischen gemäßigten Muslimen und Vertretern eines reaktionären politischen Islam, wie er vor allem in Saudi-Arabien vorherrsche. Terroristen wie jene von Paris beriefen sich auf den Islam, weshalb sich Muslime damit auseinandersetzen müssten. Özdemir erinnerte daran, dass türkisch-muslimische Gastarbeiter gelegentlich Alkohol getrunken hätten, Frauen überwiegend unverschleiert gewesen seien und deren Kinder auch Christen heirateten. “Es war ein Islam, in dem man lachen durfte, auch über die eigene Religion. Heute muss man dabei gelegentlich um sein Leben fürchten”, so Özdemir. Er selbst bezeichnete sich als “säkularen Muslim oder Kulturmuslim”. In Momenten wie dem Tod seines Vaters kurz vor Weihnachten habe er jedoch gemeinsam mit Verwandten gebetet. “In solchen schweren Momenten spürt man, welche Kraft in religiösen Ritualen steckt”, so Özdemir.
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