Berlin/Paris (KNA) Der französische Kardinal Andre Armand Vingt-Trois mahnt nach dem islamisti-schen Anschlag auf eine katholische Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray zu Zusammenhalt und Be-sonnenheit. “Die Falle, der wir uns nun ausgesetzt sehen, besteht gerade darin, dass wir aufeinander losgehen und den falschen Gegner ins Visier nehmen”, sagte der Erzbischof von Paris der deut-schen Tageszeitung “Die Welt” und dem französischen Blatt “Le Figaro” (Donnerstag). “Ziel dieser Gewaltakte ist es, den Hass zu schüren und die Gewalt zu banalisieren.”
Am Dienstag hatten zwei Männer die Kirche in der Nähe von Rouen in der Normandie gestürmt und fünf Menschen, die dort eine Messe feierten, als Geiseln genommen. Sie schnitten dem 85-jährigen Priester Jacques Hamel die Kehle durch. Eine weitere Geisel wurde lebensgefährlich verletzt. Als die Angreifer die Kirche verließen, wurden sie von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) reklamierte die Tat für sich.
Gerade Christen dürften nicht zulassen, “dass der Hass unsere Herzen vergiftet”, sagte der Kardinal. Stattdessen sei Besonnenheit gefragt und die Bereitschaft, sich mit den Ursachen des Terrorismus auseinanderzusetzen. Das gehe über eine rein militärische Konfrontation mit dem “Islamischen Staat” hinaus. Kritik übte Vingt-Trois an der öffentlichen Debatte. “Die Berichterstattung über den Hass in den Medien durch polemische Berichte und Reden vergiftet unsere Art der Demokratie.”
Auf die Frage, was er den Muslimen in Frankreich und andernorts auf der Welt sagen wolle, antwor-tete der Kardinal: “Lasst nicht zu, dass Extremisten des Kalifats den Gott, an den ihr glaubt, perver-tieren. Ihr habt das Recht, sowohl Franzosen als auch Muslime zu sein. Ihr habt das Recht zu glau-ben, dass Gott kein Monster ist, der sich vom Blut der Ungläubigen ernährt.”
Skeptisch äußerte sich der Erzbischof von Paris zu Forderungen nach mehr Sicherheitsmaßnahmen für christliche Gotteshäuser. “Wir dürfen unsere Mitbürger nicht glauben lassen, dass ein lückenloser Schutz möglich ist vor dieser Art von Attacken, die sich hier entwickeln.”
Die Französische Bischofskonferenz rief für Freitag zu einem Tag des Fastens und des Gebets “für unser Land und für den Frieden in der Welt” auf. Am Mittwochabend hatte Vingt-Trois in der voll be-setzten Pariser Kathedrale Notre-Dame in einem Gottesdienst für die Opfer des Anschlags und ihre Familien die Gesellschaft zu einer Selbstvergewisserung ihrer Werte aufgerufen. Christen wüssten sich dabei von der Hoffnung der Botschaft und des Lebens Jesu getragen, die Menschheit zu einem einzigen Volk zu einen, nicht durch Tod und Gewalt, “sondern durch Überzeugung und den Ruf zur Freiheit”.
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(KNA – qkrms-89-00009)