Wien (KNA) Der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Mossul, Theophilus George Saliba, wirft den eu-ropäischen Politikern “Blauäugigkeit im Umgang mit Migranten aus muslimischen Ländern” vor. “Man übersieht, hoffentlich aus Unwissenheit und nicht willentlich, die sozio-religiöse Sprengkraft dieser Migrationsbewegung nach Europa. Ihr habt keine Ahnung von der Kultur und Entschlossenheit der Menschen”, so der Erzbischof in einem bereits im Juni geführten Interview, das erst jetzt in mehreren österreichischen Kirchenzeitungen veröffentlicht wurde.
Europa laufe Gefahr, “den gleichen Terror gegen Christen zu erleben wie wir im Nahen Osten”, so der Erzbischof mit Sitz im irakischen Mossul, der derzeit im Exil im libanesischen Beirut lebt. Regie-rungen wie etwa in Schweden sähen tatenlos zu, wie radikale Muslime Kriegsflüchtlinge in europäi-schen Ländern bedrohten. Wenn sich die’ derzeitige Entwicklung fortsetze, stünden Europa in zehn Jahren “sehr schwierige Tage” bevor, so Saliba.
In Syrien und im Irak findet laut dem Erzbischof derzeit ein “Genozid” an Christen statt. “Wir Christen werden unbarmherzig verfolgt. Kämpfer des radikal-islamistischen IS rauben, morden und ver-schleppen Christinnen und Christen. Das ist gezielt organisierter Terror.” Die christlichen Gemeinden in den beiden Kriegsländern stünden vor der Auslöschung; die Behörden und selbst internationale Hilfsorganisationen würden sie als “Menschen zweiter Klasse” behandeln. Freitag, 29. Juli 2016 Seite 10
Auch die Medien verschwiegen das Leid der Christen, kritisierte Saliba. Er bemängelte eine “seltsa-me Rangordnung der Leidberichterstattung”: Es werde nur über Gräueltaten an Muslimen oder gele-gentlich an Jesiden gesprochen, “aber wenige wissen, dass uns Christen im Irak und Syrien alles geraubt wurde und vielen nur das nackte Leben geblieben ist”.
Auch im Exilland Libanon sei die Situation schwierig. Dort verwehre die Regierung den christlichen Flüchtlingen, wirtschaftlich Fuß zu fassen. Alle geflohenen Christen Syriens und des Iraks wollten wieder zurück in ihre Heimat, doch niemand wisse, wann dies möglich sein werde. Die Region brau-che dringend Frieden. Dieser liege in den Händen von Amerika und Russland, die daran wenig Inte-resse hätten. “Mein Eindruck ist, man will den Konflikt am Kochen halten.”
(KNA – qkrmt-89-00023)