Bagdad/Wien (KNA) Der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako hat an die Staatengemeinschaft appelliert, die Befreiung Mossuls mit allen Kräften voranzutreiben sowie Geld- und Waffenlieferungen in die Region zu unterbinden. Anschließend solle eine international zusammengesetzte, bewaffnete Schutztruppe für Ruhe und Sicherheit sorgen, zitierte die Hilfsorganisation “Christian So-lidarity International” (CSI) am Wochenende aus einem Schreiben des Patriarchen zum zweiten Jah-restag der Vertreibung der Christen aus der irakischen Ninive-Ebene durch die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS).
Von der Flucht aus Mossul und den christlichen Ortschaften im Ninive-Tal waren im August 2014 den Angaben zufolge rund 100.000 Menschen betroffen. Die Geflüchteten lebten seither in einer “sehr komplizierten Situation des Abwartens”, so Sako. Die meisten vertriebenen Christen aus der Ninive-Ebene befänden sich mittlerweile im kurdischen Erbil, viele seien auch in andere Länder weitergezo-gen. Nun wachse die Hoffnung auf eine Rückkehr, so der Patriarch – vor allem seitdem die irakische Armee die Städte Ramadi und Falludscha zurückerobert habe.
Sako rief alle Iraker auf, das Land “mit Vernunft, Nachsicht und ohne Rachegedanken” zu einen und wiederaufzubauen. Besonders nahm er auch die muslimischen Iraker in die Pflicht. “Die Lösung be-steht darin, einen Mentalitätswechsel herbeizuführen, der auch die Kultur betrifft. Der gesamte Islam muss eine neue Lektüre des Korans durchmachen, und es bedarf einer klaren Trennung zwischen Religion und Staat”, so der Patriarch. “Dieses Land ist für alle da, jeder ist Bürger dieses Staates, und die Religionszugehörigkeit ist etwas Persönliches.”
Ein Vorbild sei der von Islamisten in Frankreich getötete Pfarrer Jacques Hamel, der laut Medienbe-richten in seiner Gemeinde ein Stück Land für den Bau einer Moschee zur Verfügung gestellt hatte. “Ähnliche Gesten wären auch auf islamischer Seite bei uns wünschenswert”, betonte Sako.
(KNA – qkskq-89-00027)