Göttingen (KNA) Die Religionswissenschaftlerin Nina Käsehage sieht die Debatte um den Islam und Terrorakte kritisch. Die stets wiederkehrende Frage, was Religion mit Terror zu tun habe, setze diejenigen unter Druck, die nicht radikal seien, sagte sie am Donnerstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Diejenigen aber, die nach wie vor radikal sind, fühlen sich nicht dazu bemüßigt, sich zu äußern oder gar umzudenken. Insofern dreht sich die Debatte im Kreis.” Ratsamer wäre es nach Einschätzung der Forscherin, ohne Vorurteile und unabhängig von persönlichen Überzeugungen zu diskutieren. Dabei sieht sie Islamverbände und Moscheevereine in der Pflicht: “Die innerislamische Kritik ist noch nicht so weit verbreitet, wie ich es mir wünschen würde.” In manchen Moscheen werde Radikalisierung gefördert, und viele betroffene Vereine fürchteten rechte Hetze, wenn sie dies öffentlich thematisieren würden. “Für die Gemeinden ist das ein Drahtseilakt, aber sie müssten aktiver werden”, so Käsehage, die seit Jahren zum Salafismus in Deutschland forscht. Ihre Doktorarbeit zum Thema soll noch in diesem Jahr erscheinen. Viele Salafisten lehnten Gewalt ab, fügte die Expertin hinzu. Andere strebten einen veränderten Staat mit Scharia-Gesetzgebung an. Eine differenzierte Betrachtung sei wichtig: “Es tut der gesellschaftlichen Debatte nicht gut, wenn man alle Mitglieder dieser Szene plakativ als Terroristen bezeichnet.” (KNA – qktml-89-00092)