Grußbotschaft des Vorsitzenden der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, an die Aleviten in Deutschland zum Muharram-Fasten und zumAschura-Fest 2016

Liebe alevitische Gemeinde,
es ist mir eine Freude, Sie aus Anlass des Muharram-Fastens und des daran anschließenden alevitischen Aschura-Festes am 14. Oktober herzlich zu grüßen. Die ersten zwölf Tage des Monats Muharram sind für Sie eine Zeit des Fastens, der Erinnerung und der Freude, dass Gott seinen Geschöpfen in scheinbar ausweglosen Situationen neue Hoffnung schenkt.

Als Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz sende ich Ihnen zu diesem Anlass – auch im Namen der deutschen Bischöfe und aller katholischen Christen in unserem Lande – tief empfundene Glück- und Segenswünsche.

Vor genau 30 Jahren lud Papst Johannes Paul II. 1986 zum ersten Mal zu einem Friedens- und Gebetstreffen in die italienische Stadt Assisi ein. ln diese bewährte Tradition hat sich jüngst auch Papst Franziskus gestellt. ln einer durch Gewalt und Feindschaft zerrissenen Welt hat er sich zum Sprecher der vielen Gläubigen aus allen  Religionen gemacht und gemeinsam mit über 500 Delegierten der Weltreligionen der Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung Ausdruck verliehen. Der Papst richtete einen Appell an die anwesenden Religionsführer und an die  Staatengemeinschaft: ,,Friede ist der Name Gottes. Wer den Namen Gottes anruft, um Terrorismus, Gewalt und Krieg zu rechtfertigen, beschreitet nicht den Weg des Herrn: Der Krieg im Namen der Religion wird zu einem Krieg gegen die Religion selbst.” 

Gebet und Fürbitten dienen dem Frieden unter den Menschen verschiedener religiöser Traditionen und Kulturen. Gleiches gilt für die Entwicklung und Pflege persönlicher Freundschaften. Wir müssen verstärkt aufeinander zugehen, um uns besser kennen zu lernen. Gastfreundschaft und das gemeinsam gehaltene Mahl gehören zu den Merkmalen der Aschura-Feierlichkeiten. Auch in diesem Jahr laden Sie, liebe alevitische Geschwister, Menschen aus anderen Religionen und Traditionen ein, mit Ihnen diese Feierlichkeiten zu begehen. Sie setzen damit ein Zeichen des Friedens und der Freundschaft in unserer Gesellschaft. Möge der allmächtige Gott Ihr Fasten annehmen und Ihre Gebete erhören!
Ihnen und Ihren Familien und Freunden wünsche ich eine besinnliche Fastenzeit und ein friedliches Aschura-Fest.
Bischof Dr. Georg Bätzing

 

Hintergrund
Die Fastenzeit der Aleviten im Monat Muharram, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, dauert in diesem Jahr vom 2. bis 13. Oktober. Während dieser zwölf Tage, deren Zahl an die zwölf Imame erinnert, gedenken die Aleviten insbesondere des gewaltsamen Todes des Imam Hüseyin und von 72 seiner Familienangehörigen und Anhänger im Jahr 680. Die Aleviten verehren Imam Hüseyin als Heiligen, der sich auch unter dem Eindruck von Gefahr und Gewalt nicht von seinen Überzeugungen abbringen ließ. Während des Muharram-Fastens verzichten viele Aleviten vom letzten Mahl des Abends bis zum Sonnenuntergang des folgenden Tages auf Essen und oft auch auf Trinken. Im Anschluss an das Fasten – in diesem Jahr am 14. Oktober – feiern die Aleviten das Aschura-Fest, an dem traditionell eine Süßspeise aus zwölf Zutaten (Aşure) zubereitet und mit Nachbarn und Freunden geteilt wird. Viele Ortsgemeinden verteilen die Süßspeise auch auf öffentlichen Plätzen und informieren über ihre Glaubensgemeinschaft. Das alevitische Aschura-Fest ist nicht mit dem Aschura-Tag der Schiiten und der Sunniten zu verwechseln, der in diesem Jahr auf den 11. Oktober fällt und mit dem Schiiten ähnliche, Sunniten hingegen andere Überlieferungen verbinden.

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