Wien (KNA) Nach Einschätzung des israelischen Historikers Meir Litvak muss der radikale Islam in Europa als “Feind moderner Gesellschaft” bekämpft werden. Die wachsende Radikalisierung von jungen Muslimen sei vor allem auf eine fehlende Integration in die europäische Gesellschaft zurückzuführen, sagte der Forscher der Universität Tel Aviv am Mittwoch der österreichischen Presseagentur Kathpress. Jungen Muslimen falle es schwer, die europäische Kultur und den Lebensstil zu verinnerlichen. Der Islam gebe ihnen vor allem Stolz, aber auch “Sinn, Identität und Zugehörigkeit”. Notwendig sei daher eine bessere Integration der Muslime. Debatten wie jene um das Tragen des Kopftuchs beschäftigen sich laut Litvak hingegen nicht mit dem Kern des Problems. Eine Verbesserung des “Status der Frau” könne allerdings radikale Entwicklungen des Islam bekämpfen. Aus Sicht des Historikers ist mit einer fortschreitenden Radikalisierung vor allem in vielen arabischen Ländern zu rechnen. Islamistische Bewegungen nähmen dort eine Gegenposition zu “diktatorischen Regimen” ein und stellten für ihre Unterstützer eine “populäre sozial-politische Kraft” dar. Mit Blick auf jüdische Opfer terroristischer Akte etwa in Frankreich und Belgien zog Litvak eine klare Verbindung zwischen Antisemitismus und einem radikalen Islamismus. Es gebe auch offensive Angriffe gegen Israel, die “klar antisemitisch motiviert” seien. Hier werde eine “tiefe Feindseligkeit gegenüber Juden” sichtbar. Der israelische Historiker betonte, der Islam sei historisch gesehen toleranter mit Minderheiten umgegangen als Europa. In der Moderne gebe es diesbezüglich mit “sehr intoleranten, radikalen, manchmal bösartigen Bewegungen” einen Wandel. Von dieser Entwicklung seien gerade auch Christen im Nahen Osten stark betroffen.
(KNA – qllkt-89-00072)