Die Rede, der Terror der Miliz „Islamischer Staat“ (IS) habe nichts mit dem Islam zu tun, hilft nach Worten des anglikanischen Primas Justin Welby niemandem weiter. Religionsführer jeden Glaubens müssten gegen die Taten von Extremisten aufstehen, die sich auf ihren Glauben berufen, verlangte der Erzbischof von Canterbury laut der Zeitung „Daily Telegraph“ in der Samstagsausgabe. Die bloße Zurückweisung, die Taten des IS hätten nichts mit dem wahren Islam zu tun, schade nur der Bekämpfung dieser extremistischen Ideologie.
Religiös verbrämte Gewalt als eine bloße Sicherheitsfrage anzugehen, sei zum Scheitern verurteilt, warnte Welby. Man müsse die wahre Motivation der Terroristen erkennen, Schrecken zu verbreiten, um wirksam dagegen vorgehen zu können. Der 60-jährige Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft äußerte sich bei einer Vorlesung im Pariser Institut Catholique, das ihm die Ehrendoktorwürde verlieh.
Mit Blick auf die Verdunstung religiösen Grundwissens ermunterte Welby die Christen in Europa, ihre Anschlussfähigkeit an die Gesellschaft zurückzugewinnen. Der Kontinent müsse Religion von Grund auf neu verstehen lernen, und die Christen müssten dafür neu lernen, ihr religiöses Vokabular und ihre Botschaft für andere Menschen verständlich zu machen.
„Eine theologische Stimme muss Teil unserer Antwort auf den IS-Terror sein – und wir sollten nicht schüchtern sein, sie auch zu geben“, forderte der anglikanische Primas. Dazu gehöre auch, mit dem weitverbreiteten Narrativ aufzuräumen, der IS habe nichts mit dem Islam zu tun, die christlichen Milizen in der Zentralafrikanischen Republik nichts mit dem Christentum und die hindu-nationalistische Christenverfolgung im Süden Indiens nichts mit dem Hinduismus.
(kna 19.11.2016 mg)