Berater für islamischen Religionsunterricht in NRW entlassen

Düsseldorf (KNA) Wegen umstrittener politischer Äußerungen ist der Islamwissenschaftler Sami Alpan von der nordrhein-westfälischen Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) aus dem Beirat für den muslimischen Religionsunterricht abberufen worden. Ministeriumssprecherin Barbara Löcherbach sagte am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Entlassung sei notwendig geworden, um eine “ungestörte Arbeit” des Beirats zu gewährleisten. Seine wiederholte Verunglimpfung von Kritikern des Erdogan-Regimes im Internet sei geeignet, “das Vertrauen in die Arbeit des Beirats zu untergraben”. Der Beirat aus acht Mitgliedern bestimmt darüber, was im islamischen Religionsunterricht gelehrt wird und welche Lehrer unterrichten. Eigentlich muss laut Verfassung die Religionsgemeinschaft darüber befinden. Da die islamischen Verbände bislang nicht als Religionsgemeinschaft anerkennt sind, dient der bis 2019 befristete Beirat als Übergangslösung. In Veröffentlichungen kritisiert Alpan die Bewegung des türkischen Predigers Fethullah Gülen, die in Opposition zum türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan steht, als “Bande der Parallelisten”. Alpan vergleicht die Gülen-Anhänger mit Stasi-Spitzeln und bezeichnet die bundesdeutschen Medien als “Lügenpresse”. Auf seiner Facebook-Seite teilt er einen Beitrag, in dem das islamistische Attentat auf das World Trade Center am 11. September 2001 in New York als “kontrollierte Sprengung” beschrieben wird. Über seine Abberufung bekundet Alpan auf seiner Facebook-Seite Unverständnis. Er sei Opfer einer “Verschwörung” von Gülen-Anhängern und der Schulministerin geworden. Mit Demokratie und Meinungsfreiheit habe dies nichts mehr zu tun. Er frage sich, ob der übrige Beirat seinem Rausschmiss zustimmen oder sich dagegen stellen werde, “bevor ähnliche Suspendierungen erfolgen”. Die Beiratsmitglieder werden zur Hälfte von der Landesregierung und zur anderen Hälfte von den Islamverbänden entsandt. Alpan war von der Landesregierung berufen worden. Die Sprecherin des Schulministeriums verwies darauf, dass von Alpan bei seiner Berufung als Beiratsmitglied 2012 keine politisch fragwürdigen Äußerungen bekannt gewesen seien. Damit habe er offenbar erst nach dem missglückten Militärputsch in der Türkei im Juli begonnen. Bei seiner Arbeit im Beirat sei er bisher nicht auffällig gewesen. Eine Verbindung Alpans zum deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib sei dem Ministerium nicht bekannt, so Löcherbach. Früher hatte der Schulbuchautor aber zeitweise als Chefsekretär bei der ZSU gearbeitet, einer kommerziellen Tochter der an die türkische Religionsbehörde Diaynet angebundenen Ditib. Vor wenigen Wochen hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Kooperation mit der Ditib bei der SalafismusPrävention wegen der Verherrlichung des Märtyrertods in einem Kinder-Comic aufgekündigt. Löhrmann hatte dagegen erklärt, beim Religionsunterricht weiter mit der Ditib zusammenzuarbeiten. In NRW wird derzeit an etwa 200 Schulen für 16.100 Schüler muslimischer Religionsunterricht erteilt.

(KNA – qllnk-89-00168)