Stuttgart (KNA) Die Situation der Christen im Nahen und Mittleren Osten ist nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick deprimierend. Seit Jahren würden sie bedrängt und verfolgt, beklagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in einem Interview der “Stuttgarter Zeitung” (Samstag). Den Krieg in Syrien bezeichnete er als eine “weitere Giftspritze” für die Betroffenen. Viele Christen wanderten aus – “auch aus dem Heiligen Land”. Bei der Unterstützung der bedrängten Minderheit sei in Deutschland noch “viel Luft nach oben”, sagte Schick. “Immerhin ist das Bewusstsein gewachsen, dass unsere Glaubensbrüder im Nahen und Mittleren Osten unter Druck stehen – auch dank viel kirchlicher Initiative.” Die Politik sei ebenfalls “hellhöriger” geworden. Der Erzbischof räumte zugleich ein, dass die Gefahr bestehe, dass einzelne Politiker oder rechte Kreise das Thema instrumentalisierten. Doch die im Bundestag vertretenen Parteien stünden “klar auf dem Boden des Grundgesetzes, in dem die Menschenwürde und die Menschenrechte, zu denen die Religionsfreiheit gehört, verankert sind”. Insofern sei der Einsatz für bedrängte Christen einerseits legitimiert, “andererseits steht er auch zwingend im Kontext eines Engagements für Frieden und Gerechtigkeit weltweit”. Weiter sagte Schick: “Wenn wir uns für verfolgte Christen einsetzen, tun wir das exemplarisch, aber nicht exklusiv.” Man blicke auch auf Aleviten, Sunniten, Schiiten, Jesiden oder Juden. Davon abgesehen gehe es nicht nur darum, in der nahöstlichen Wiege der Weltreligionen christliche Traditionen zu bewahren. Das Recht auf Heimat sei ein fundamentales Menschenrecht, “das auch für Christen in diesen Ländern gelten muss”.
(KNA – qlmlr-89-00021)