Münster (KNA) Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide sieht im religionsübergreifenden Campus für drei theologische Fakultäten in Münster ein Signal auch in Richtung der Muslime. Das Projekt zeige “deutlich, dass die Muslime in diesem Land und in Europa nicht isoliert leben und auch nicht isoliert leben sollten”, sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) an der Hochschule dem Online-Magazin “kirche-und-leben.de” (Donnerstag) aus Münster. Bis voraussichtlich 2022 ziehen die Katholisch-Theologische, die Evangelisch-Theologische und die noch zu gründende Islamisch-Theologische Fakultät der Universität Münster auf einen gemeinsamen Campus, nach Angaben der Beteiligten ein weltweit einmaliges Vorhaben. Für notwendige Neu- und Umbauten veranschlagen die Uni und das Land Nordrhein-Westfalen gut 50 Millionen Euro. Donnerstag, 12. Januar 2017 Seite 14 Khorchide, der das ZIT seit 2010 leitet, nannte den geplanten Campus ein Spiegelbild der pluralen Gesellschaft. “Auch wir Muslime müssen lernen, den Anderen in seiner Andersheit zu würdigen und die weltanschauliche Pluralität unserer Gesellschaft zu schützen.” Aus Münster werde ein “Signal in die deutsche Gesellschaft und weit darüber hinaus” ausgehen, dass die Religionen konstruktiv zusammenarbeiten, sich austauschen und sich bereichern können. Der Professor bezeichnete es als “großes Privileg”, dass sich sein Fach in Münster nicht isoliert etabliere, “sondern im Austausch mit zwei so großen christlichen Fakultäten”. Auf dem neuen Campus werde der Dialog noch enger werden. Auch das interreligiöse Wissen werde gestärkt. Dazu trage auch die gemeinsame Bibliothek bei. “Genau das ist Dialog – nicht inszeniert, sondern im Alltag”, sagte der in Beirut geborene Soziologe und Islamwissenschaftler. Khorchide würdigte auch, dass auf dem neuen Campus ein gemeinsamer Gebetsraum vorgesehen ist: “Solche Räume gibt es längst nicht an allen Unis, an einigen hat man sie sogar wieder geschlossen.”
(KNA – rkllm-89-00135)
