Jakarta (KNA) Indonesische Katholiken lehnen die Forderung der Islamischen Verteidigungsfront (FPI) nach einer Rücknahme der Blasphemieanzeige gegen den FPI-Vorsitzenden Rizieq Shihab ab. “Der Blasphemiefall muss gemäß der Gesetze behandelt werden”, forderte der Vorsitzende der Katholischen Studentenunion Indonesiens (PMKRI), Angelo Wake Kako, laut dem asiatischen katholischen Pressedienst Ucanews (Montag). Der Studentenverband hatte Rizieq Shihab am 26. Dezember 2016 wegen Blasphemie angezeigt, nachdem der Vorsitzende der militant-islamistischen FPI sich in einer Rede über die Geburt Jesu lustig gemacht hatte. Rizieq Shihab forderte zuletzt ein Treffen mit der PMKRI, um einen außergerichtlichen Kompromiss auszuhandeln. Außer der PMKRI haben inzwischen Anwälte sowie muslimische Organisationen den FPI-Chef wegen Blasphemie sowie verfassungsfeindlichen Reden angezeigt. Am Montag fand in Jakarta eine erste polizeiliche Vernehmung von Rizieq Shihab statt. Dabei ging es um die Behauptung des Islamisten, auf den vor kurzem herausgegebenen neuen Geldscheinen seien kommunistische Symbole zu sehen. Hunderte FPI-Anhängern versuchten laut indonesischen Medien, die Polizei an der Vernehmung ihres Vorsitzenden zu hindern. Auch ein anderer angeblicher Blasphemiefall bestimmt derzeit die politische Agenda Indonesiens. In Jakarta steht der christliche Gouverneur nach einer Anzeige der FPI wegen Beleidigung des Korans vor Gericht. Die militanten Islamisten wollen mit allen Mitteln die Wiederwahl von Gouverneur Basuki Tjahaja “Ahok” Purnama bei der Kommunalwahl am 15. Februar verhindern. Die Kampagne gegen den christlichen Gouverneur ist nach Ansicht von politischen Beobachtern jedoch nur der vordergründige Anlass für die FPI, eine breite Unterstützung für ihr Ziel der Durchsetzung eines politischen Islam in Indonesien zu schaffen. Dem Aufruf der FPI zu zwei Massendemonstration gegen den Gouverneur waren Ende 2016 in Jakarta mehrere Millionen Muslime gefolgt. “Der Islam als solcher meldet sich zu Wort, und seine Vertreter sind die Hardliner”, sagte der in Jakarta lebende Jesuit und Philosoph Franz Magnis-Suseno der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dies könne “eine für Indonesien folgenreiche Verschiebung der Gewichte in der Zivilgesellschaft bedeuten”.
(KNA – rklmn-89-00104)