Köln (KNA) Der Religionssoziologe Heinrich Schäfer wirbt in der Islamdebatte für mehr Selbstkritik der westlichen Gesellschaften. Es komme darauf an, auch einmal die Gegenperspektive einzunehmen, sagte er am Montag in Köln. Eine Möglichkeit sei, sich zu fragen, wie das Handeln der westlichen Staaten in den betroffenen Ländern ankomme, etwa im Irak oder in Afghanistan. “Diese Perspektivenübernahme ist die einzige Bedingung, unter der wir friedliche Verhältnisse erzielen können.” Schäfer äußerte sich auf einer Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zum Thema “Höhere Gewalt. Fundamentalismus und Demokratie”. Der Begriff Fundamentalismus solle nicht für Pauschalisierungen missbraucht werden, mahnte der Bielefelder Wissenschaftler. “Vielmehr sollte man genau hinsehen. So ist nicht jede klare religiöse Selbstdefinition fundamentalistisch, auch wenn sie dem modernen, säkularisierten Individuum so erscheinen mag.” Zudem seien monotheistische Religionen nicht anfälliger für radikale Strömungen als etwa der Hinduismus oder der Buddhismus, so Schäfer. Oftmals gehe es Fundamentalisten nicht um Schriften wie die Bibel oder den Koran, sondern um politische Forderungen. Im Gegensatz etwa zu Mönchen brächten Fundamentalisten sich daher auch in politische Debatten ein.
(KNA – rklmn-89-00065)