Berlin (KNA) Die Einführung einer muslimischen Seelsorge für Soldaten dauert aus Sicht des Wehrbeauftragten des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), zu lange. Das Ministerium prüfe auch auf Bitten einzelner Soldaten seit längerem die Ausweitung der Militärseelsorge um eine muslimische Betreuung. “Das ist erfreulich, dauert aber inzwischen zu lange”, schreibt der Wehrbeauftragte in seinem Jahresbericht 2016, den er am Dienstag in Berlin vorstellte. Schätzungen zufolge sind etwa 0,8 Prozent beziehungsweise 1.400 bis 1.600 Soldaten muslimischen Glaubens. Es sei nachvollziehbar, dass vor der Erweiterung der Militärseelsorge einige Fragen beantwortet werden müssten, führte Bartels weiter aus. So fehle ein gemeinsamer muslimischer Ansprechpartner, der analog zu den Kirchen die Verantwortung für die Seelsorge übernehme. Auch Personal stünde ad hoc nicht zur Verfügung, schreibt Bartels weiter. Diese Probleme seien aber lösbar. Das zeige sich am Beispiel der Streitkräfte in Österreich, bei denen mittlerweile ein muslimischer Seelsorger nebenberuflich tätig sei. Das Angebot der beiden christlichen Kirchen käme bei den Soldaten gut an. Es habe im vergangenen Jahr keinerlei Beschwerden dazu gegeben und auch keinerlei Hinweise, dass Soldaten ihr Grundrecht auf freie Religionsausübung eingeschränkt sahen, so Bartels. Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 4.560 Vorgänge wie Personalangelegenheiten, Rechtsverstöße oder Beschwerden beim Wehrbeauftragten ein. Das sei die zweithöchste Zahl seit 1959. Darunter waren 3.197 persönliche Beschwerden. Vor allem bei der Arbeitsbelastung, der Arbeitszeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe es Klagen, sagte Bartels. “Viele Probleme sind erkannt und anerkannt, nun geht es um Lösungen und um Tempo”, sagte Bartels. Auch bei der Flüchtlingshilfe habe es an der ein oder anderen Stelle im vergangenen Jahr gerumpelt. Allein bis Juni haben laut Bericht Soldaten rund mehr als 2,2 Millionen Arbeitsstunden in der Flüchtlingshilfe absolviert. Bis zu 9.000 Soldaten standen zeitweise für diese zivilen Aufgaben bereit. Einige Soldaten beklagten die teils sehr kurzfristige Abkommandierung.
(KNA – rklmo-89-00137)