Köln (KNA) Nach Beobachtungen der Ethnologin und Islamexpertin Susanne Schröter hat sich die Terrormiliz IS in den vergangenen Monaten auf die Rekrutierung von Frauen und Kindern spezialisiert. Die massive Werbung in sozialen Medien und auf YouTube scheine zu wirken, sagte die Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam am Donnerstag im Deutschlandfunk. Das zeige auch der Fall der inzwischen 16-jährigen IS-Sympathisantin Safia S. aus Hannover, die sich vor dem Oberlandesgericht in Celle wegen einer Messerattacke auf einen Polizisten verantworten muss. Das Urteil soll am heutigen Donnerstag verkündet werden. Um Kinder und Jugendliche zu ködern, zögen die Islamisten “ganz selektiv Belege heran” und prä- sentierten “eine geschlossene Geschichte”, in der eine ausweglose Situation von unterdrückten Muslimen in der westlichen Welt suggeriert werde, berichtete Schröter: “Man konstruiert eine Situation, in der der Dschihad als islamische Pflicht dargestellt wird.” Solche Geschichten würden gerade von jungen Menschen wie Safia S. geglaubt. Aus Schröters Sicht steht die zunehmende Rekrutierung von Frauen und Kindern im Zusammenhang mit der drohenden Niederlage der Terrormilizen im Nahen Osten. Nachdem der IS dort mit der Errichtung eines Kalifats gescheitert sei, weiche er jetzt offenbar seine alten Vorstellungen auf, wonach Frauen nicht kämpfen, sondern nur Kämpfer gebären sollten. “Das ist ein Paradigmenwechsel, den wir da sehen”, erläuterte die Wissenschaftlerin. Jeder werde nun aufgefordert, in den Dschihad zu ziehen. Dafür gebe es seit einiger Zeit den Begriff des “Lumpendschihadismus”. Schröter forderte dazu auf, sich aufgrund dieser Entwicklung in der Prävention gezielt mit Kindern und Jugendlichen zu beschäftigen. Dabei seien auch “repressive Maßnahmen” erforderlich, um das Signal zu geben, dass die Betroffenen nicht einfach so weitermachen könnten.
(KNA – rklmq-89-00006)