Berlin (KNA) Der türkische Journalist Can Dündar hat sich mit Blick auf das anstehende Referendum in der Türkei “sehr besorgt” geäußert. Dies sei ein weiterer Schritt in eine Diktatur. Die Türkei sei ein einmaliges Beispiel dafür gewesen, dass der Islam und die Demokratie sehr wohl zusammen funktionieren könnten, sagte Dündar am Mittwochabend in Berlin. Die neue Entwicklung werde die Islamophobie in vielen Teilen der Welt weiter verstärken. Dündar äußerte sich beim Neujahrsempfang des Bundesjustizministeriums. Bei dem Referendum stimmt die türkische Bevölkerung über eine Verfassungsänderung ab, die dem Präsidenten deutlich mehr Macht verleihen würde. Der Präsident würde zugleich als Staats- und Regierungschef amtieren. Sein Einfluss auf die Justiz würde weiter zunehmen. Dündar bezeichnete es als großen Fehler der Europäischen Union (EU), der Türkei keinen konkreten Zeitplan für einen Beitritt in Aussicht zu stellen. Die Türkei habe jahrzehntelang an der Schwelle zur EU gestanden und gewartet, sagte Dündar. Dies habe der anti-westlichen Ideologie des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Auftrieb gegeben und ihm in die Hände gespielt. Inzwischen sei für ihn Russland der bessere Partner. Dündar war bis August Chefredakteur der Zeitung “Cumhuriyet”. Ende Oktober ging die türkische Justiz mit Festnahmen und Durchsuchungen gegen die Zeitung vor. Die Regierung wirft Dündar vor, Staatsgeheimnisse verraten zu haben. Er wurde zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt; das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Seit dem fehlgeschlagenen Putschversuch in der Türkei lebt Dündar im Exil in Deutschland.
(KNA – rklmp-89-00203)