Aachen (KNA) Der Aachener katholische Bischof Helmut Dieser ruft zu einem fairen Wahlkampf auf. “Ich hoffe, dass dabei nicht getrickst wird und sogenannte Fake News in die Welt gesetzt werden, die den anderen in ein falsches Licht stellen”, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Aachen. Durch solche Fälschungen oder Lügen “könnte der gesellschaftliche Frieden bedroht werden”, mahnte Dieser, der am Montag seit genau 100 Tagen an der Spitze des Bistums Aachen steht. Ebenso warnte er vor der Gefahr durch populistische Parteien, die das seit Generationen gewachsene freiheitliche System abschaffen wollten. Auf die Frage, ob Christen die AfD wählen können, sagte der Bischof, die Kirche nehme nicht Stellung zu Parteien, sondern zu den von ihnen vertretenen Positionen. Doch gebe es in der AfD Positionen, “die wir als Christen niemals übernehmen können – etwa die Behauptung, dass Zuwanderung nur schlecht sei oder der Islam und Muslime von vorneherein eine Bedrohung sind”. Es sei “wünschenswert, wenn überzeugte Christen in der Politik ihre Meinung einbringen und auch Diskussionen anstoßen”. Aufgabe der Kirche in der Gesellschaft ist es nach Diesers Worten, wachsam zu sein und “immer wieder zu zeigen, dass alle Menschen Kinder Gottes sind mit gleichem Recht und gleicher Würde”. Sorgen machten ihm etwa Entwicklungen in der Bioethik. So maße sich die Reproduktionsmedizin an, durch Genchecks und Selektionsmechanismen über das Existenzrecht eines Menschen zu befinden. “Die Gesellschaft will inklusiv sein und Menschen mit Behinderung einbeziehen. In der Forschung und Medizin aber verhalten wir uns immer stärker exklusiv: Wer ein bestimmtes Gen trägt, soll erst gar nicht zur Welt kommen und wird so ausgeschlossen”, zitierte er einen Arzt und Philosophen. “Diese Entwicklung zerstört das Menschliche des Menschen und ist nicht akzeptabel”, betonte Dieser.
(KNA – rkmlp-89-00134)