Hamburg/Berlin (KNA) Der evangelische Theologe Rolf Schieder wirbt für eine “Fakultät der Theologien” an der Berliner Humboldt-Universität, die die Institute verschiedener Religionen vereinen soll. Es spreche alles für eine solche Fakultät, “an der protestantische, islamische, katholische und jüdische Theologie studiert, gelehrt und erforscht werden kann”, schreibt Schieder in einem Gastbeitrag für die “Zeit”-Beilage “Christ & Welt” (Donnerstag). Angesichts des Beschlusses des Berliner Senats, bis zum Wintersemester 2018/19 ein Institut für Islamische Theologie einzurichten, brauche es “einen ebenso mutigen Schritt” der HumboldtUniversität. Es sei “dringend geboten, zeitgleich mit einem islamischen Institut auch ein katholisches Institut einzurichten und eine angemessene Repräsentation des Judentums sicherzustellen”, so der Theologe. Der derzeitige Dekan der Theologischen Fakultät, Christoph Markschies, wäre für Schieder “der ideale Gründungsdekan für eine solche ‘Fakultät der Theologien'”. Für Studierende könnte dies “ein einmaliger Lernort” werden. Religiöse Bildung sei ein Bollwerk gegen den Fundamentalismus, betont Schieder: “Wie wichtig gebildete und gesprächsfähige religiöse Eliten für ein Gemeinwesen sind, merkt man erst, wenn sie fehlen”. Das Bewusstsein für “die Notwendigkeit religiöser Bildung als probates Mittel der Zivilisierung religiöser Affekte” sei zuletzt gewachsen. Der Theologe warnt in diesem Zusammenhang vor “einer Selbstisolation der protestantischen Theologie” an den Universitäten. “Anstatt intensiv und zielorientiert über eine so noch nie dagewesene ‘Fakultät der Theologien’ nachzudenken”, dominiere “defensives Besitzstandsdenken”. Auch die rechtlichen Hürden für eine solche Fakultät seien “niedriger, als viele glauben und einige andere glauben machen möchten”. Eine Arbeitsgruppe der Evangelisch-Theologischen Fakultät prüft derzeit, welche Formen einer Zusammenarbeit mit Einrichtungen katholischer, jüdischer und muslimischer Theologie möglich sind. Im Rang einer Fakultät ist in Berlin bislang nur evangelische Theologie an einer Universität präsent. Die Deutsche Bischofskonferenz tritt für eine stärkere Präsenz der katholischen Theologie in Berlin ein und erwägt den Aufbau eines “Wissenschaftszentrums”. Konkrete Pläne wurden bisher jedoch nicht bekannt. Jüdische Theologie wird seit 2013 im Rahmen eines Instituts an der Universität Potsdam gelehrt.
(KNA – rknkl-89-00017)