Köln (KNA) Christliche Mission und der Dialog mit anderen Religionen schließen sich nach Ansicht des katholischen Theologen Thomas Söding nicht aus. Christliche Verkündigung wolle anderen Menschen zeigen, “wie wertvoll, wie liebesbedürftig und liebenswert sie in den Augen Gottes sind”, sagte Söding am Sonntag in Köln. Deshalb breche auch das Christentum nicht die Brücke zum Judentum ab und trete dem Islam mit Respekt gegenüber. Die Kirche suche nach den Zweiten Vatikanischen Konzil nach einer “interreligiösen, globalen Partnerschaft”. Söding äußerte sich bei einer Diskussionsveranstaltung zum Gottes- und Menschenbild der großen Religionen beim “Rheinmeeting”, einer zweitägigen Kulturveranstaltung der kirchlichen Bewegung Comunione e Liberazione. Der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide wandte sich dabei gegen ein “monologisches Gottesverständnis” im Islam und machte sich für ein “dialogisches Modell” stark. Im Islam sei ein Gottesverständnis weit verbreitet, bei dem “Gott nur an sich selbst glaubt”, beklagte er. Der Mensch sei darin “ein Objekt und werde funktionalisiert, um Gott anzubeten”; er müsse sich an entsprechende “Instruktionen halten”, um die Herrlichkeit zu erreichen, ansonsten drohe ihm Strafe. In der religiösen Praxis gehe es dann nur noch darum, Gott gnädig zu stimmen. Khorchide sprach sich stattdessen für das Bild eines “liebenden Gottes” aus. Er verwies auf die fünfte Sure des Koran, wo es heiße “Gott erschafft Menschen, die er liebt und die ihn lieben”. Hier trete der Mensch als Subjekt einem barmherzigen Gott gegenüber. Gottes Liebe entfalte sich wiederum durch den Menschen in der Welt. Der Mensch sei in diesem Fall Partner Gottes. In der Liebe liege auch der Maßstab der Religion. Die Offenbarung des Koran sei demnach ein “Medium der Kommunikation”, durch den sich Gott in einem geschichtlichen Prozess offenbart habe und dessen heutiges Verständnis die damaligen historischen Umstände berücksichtigen müsse.
(KNA – rknlm-89-00044)