(Radio Vatikan) Hohe Erwartungen an den Papst-Besuch in Ägypten hat Kardinal Kurt Koch, Präsident des vatikanischen Einheitsrates. Sowohl was die Beziehungen der katholischen zur koptischen Kirche als auch zum Islam betrifft hofft der Kurienkardinal auf substanzielle Fortschritte im Dialog. Koch wird Franziskus nach Ägypten begleiten. Er äußerte sich am Wochenende im „Kathpress“-Interview am Rand der Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag des emeritierten Papstes Benedikt XVI. in der päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz.
„Ganz sicher wird der Besuch auch in der Begegnung mit den Muslimen weitere Schritte ermöglichen, ich bin hier ganz zuversichtlich, dass positive Signale kommen werden. Auch in der Hinsicht auf das gemeinsame Bekenntnis, dass die Zwillingsschwester der Religion Frieden und nicht Gewalt ist. Das sind ganz wichtige Zeichen, die von beiden Religionen ausgehen müssen!“
„Der Papst des Friedens in Ägypten“ ist das offizielle Motto der Reise. Neben dem ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi und den katholischen Bischöfen hatten der Großimam der islamischen Hochschule Al-Azhar, Scheich Ahmed Mohammed al-Tayyeb, und der koptische Patriarch Tawadros II. Franziskus in das Land eingeladen. Kardinal Koch erinnerte daran, dass der offizielle Dialog zwischen dem Vatikan und der Al-Azhar-Universität erst vor kurzem wieder aufgenommen wurde. Der Besuch werde auch der weiteren Vertiefung der Freundschaft zwischen Papst Franziskus und Papst-Patriarch Tawadros dienen: unter ihm erlebe die koptische Kirche eine deutliche ökumenische Öffnung, zeigte sich Koch zuversichtlich.
„Ich glaube schon… Der Papst Tawadros ist ein tiefgläubiger Mensch; er hat auch ein offenes Herz für die Ökumene. Ich kann mich erinnern: Er wollte unbedingt, dass sein allererster Besuch, den er machte im Ausland, in Rom beim Papst war! Es ist eine besondere Beziehung da zwischen der koptisch-orthodoxen Kirche und dem Bischof von Rom, und das ist eine sehr positive Entwicklung.“
Tawadros’ Vorgänger Papst Schenuda III. war in den letzten 20 Jahren seiner Amtszeit einen eher verschlossenen ökumenischen Kurs gefahren. Mit Tawadros‘ Amtsantritt 2013 sei ein Wandel eingeleitet worden, deutete Kardinal Koch an: „Ich hoffe, dass es eine weitere Entwicklung gibt. Ich bin überzeugt, dass Papst Tawadros mehr Offenheit signalisiert als das in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Aber es gibt natürlich in der koptisch-orthodoxen Kirche auch Gegentendenzen, die eigentlich die Taufe, unsere Taufe, so noch nicht anerkennen und deshalb auch Wiedertaufen praktizieren. Das braucht ein intensives Gespräch, um hier neue Wege finden zu können.“ Die Kopten können noch immer nicht einige Aspekte der katholischen Tauftheologie akzeptieren. Tritt ein Katholik zur koptischen Kirche über, wird er deshalb nochmals – bzw. in koptischer Diktion erstmals – getauft.
Tawadros steht für verbesserte Beziehungen zur koptisch-katholischen Kirche
Positiv bewertete Kardinal Koch das Verhältnis zwischen der koptisch-katholischen und koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten. Tawadros stehe auch für verbesserte Beziehungen zur koptisch-katholischen Kirche. Während es in Ägypten rund zehn Millionen koptisch-orthodoxe Christen gibt, beläuft sich die Zahl der koptisch-katholischen Gläubigen laut optimistischen Schätzungen auf maximal 200.000. Papst-Patriarch Tawadros hatte beispielsweise persönlich an der Amtseinführung des koptisch-katholischen Patriarchen Ibrahim Isaac Sidrak teilgenommen.
Kardinal Koch wies darauf hin, dass es keinen eigenen offiziellen Dialog nur zwischen katholischer und koptischer Kirche gibt. Dieser finde im Rahmen des theologischen Dialogs zwischen römisch-katholischer Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen statt, zu denen auch die koptische Kirche gehört. Die anderen Kirche würden die katholische Taufe sehr wohl anerkennen, die koptische Kirche bzw. deren Repräsentanten in der Kommission, stünden mit ihrer Position allein. Er erwarte sich hier in Zukunft mehr Offenheit, sagte der Kurienkardinal und plädierte für „intensive Gespräche, um neue Wege zu finden“.
Wie der Salzburger Ökumene-Experte Dietmar Winkler vor Kurzem gegenüber „Kathpress“ sagte, habe sich Papst Tawadros schon in seiner eigenen Bischofsversammlung um die Anerkennung der katholischen Taufe bemüht. Er habe sich bislang aber nicht gegen den Widerstand einiger Bischöfen durchsetzen können. Auch der koptische Bischof in Österreich, Anba Gabriel, hat unlängst gegenüber „Kathpress“ unterstrichen, dass er bislang noch keine einzige Taufe eines in die koptische Kirche übergetretenen Christen vorgenommen habe.
„Kircheneinheit im Martyrium“
Kardinal Koch sprach darüber hinaus von der bereits bestehenden „Kircheneinheit im Martyrium“ und erinnerte u.a. an jene 21 koptischen Christen, die 2015 von IS-Terroristen wegen ihres Glaubens auf bestialische Weise enthauptet wurden. Die Tat wurde über ein Internetvideo bekannt. Der Papst sei von der Glaubensstärke und vom Lebenszeugnis dieser Männer zutiefst bewegt, berichtete der Kardinal. Und wenn der Papst in diesem Zusammenhang von der „Ökumene des Blutes“ spreche, dann sei das „die tiefste Form der Einheit, die jetzt schon zwischen den Christen besteht“. So wie man in der antiken Kirche sagte, das das Blut der Märtyrer der Samen für die Kirche und damit neue Christen sei, so können man heute aus tiefster Überzeugung sagen, dass das Blut so vieler Christen heute der Same der Einheit des Leibes Christi sei.
(kap 03.04.2017 pr)