Frankfurt/Main (KNA) Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat den Vorschlag einer “Fakultät der Theologien” an der Berliner Humboldt-Universität (HU) begrüßt. Sie könne ein “wichtiges Zeichen für den interreligiösen Dialog” sein, sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Mittwoch). Die Idee zu seiner solchen Fakultät kommt von evangelischen Theologieprofessoren der HU. Unter ihrem Dach sollen Protestanten, Katholiken, Muslime und Juden unter Wahrung ihrer Eigenständigkeit kooperieren. Die Etablierung jüdischer Theologie neben evangelischer, katholischer und islamischer Theologie an der HU könne eine “sinnvolle Ergänzung” der bestehenden jüdischen Hochschuleinrichtungen in Potsdam und Heidelberg sein, erklärte Schuster.
Als Ausbildungsstätte für Rabbiner komme die HU jedoch nicht in Betracht. Der Ausbildungsbedarf für liberale wie traditionelle Rabbiner sei in Deutschland gedeckt. Auch der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch bekräftigte gegenüber der Zeitung seine Einschätzung, dass eine solche Fakultät eine “große Chance für einen theologischen und gesellschaftlich bedeutsamen Diskurs” sein könne. Er äußerte die Hoffung, “dass die durch jahrhundertelange geistesgeschichtliche Entwicklungen sehr unterschiedlich ausgeprägten Theologien in Berlin zu einer Sprachfähigkeit und Dialogkultur finden, die Früchte tragen”.
Ausdrücklich begrüßte der Erzbischof, dass auch die jüdische Theologie an der HU eine starke Stimme erhalten solle. Derzeit kann an der HU nur evangelische Theologie studiert werden. Der Berliner Senat beschloss im vergangenen Jahr, an der HU ein Institut für Islamische Theologie einzurichten. In ihrem Koalitionsvertrag bekundeten SPD, Linkspartei und Grüne ihre Bereitschaft, die Theologien in Berlin insgesamt zu stärken.
(KNA – rkoko-89-00311)