Entsetzen nach Anschlägen in Ägypten – Hilfsappelle für Kopten

Bonn (KNA) Der jüngste Terror in Ägypten sorgt am Montag weiterhin für Fassungslosigkeit. Bei Bombenanschlägen auf zwei koptische Kirchen im nordägyptischen Tanta und in Alexandria wurden am Palmsonntag nach Regierungsangaben mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt.

Nach Einschätzung des koptisch-orthodoxen Bischofs in Deutschland, Anba Damian, sind in Ägypten ausschließlich Christen Ziel der Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS). Die Polizisten vor den Kirchen gingen ihrer Arbeit nicht konsequent genug nach, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der IS wolle Christen aus dem nördlichen Teil der ägyptischen Sinai-Halbinsel vertreiben, betonte der Bischof. In Deutschland gibt es acht koptische Gemeinden, zwei Bistümer und zwei Klöster.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wandte sich in einem Kondolenzschreiben an den koptischen Papst Tawadros. Bereits am Sonntag hatte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, kondoliert. Der katholische Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, sprach Bischof Damian sein Beileid aus.

Der Präsident von missio München, Wolfgang Huber, appellierte an die Menschen guten Willens, sich den Predigern des Hasses entgegenzustellen. “Wir dürfen die Radikalen nicht gewinnen lassen, indem auch wir Gewalt und Hass unser Denken bestimmen lassen”, erklärte er in München. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mahnte, koptische Christen dürfen in Ägypten nicht weiter ausgegrenzt werden. Es brauche ein klares Signal, dass Christen gleichberechtigte Bürger seien, erklärte GfbV-Afrikaexperte Ulrich Delius in Göttingen.

Mit der Verhängung des Ausnahmezustands nach dem Doppelanschlag schüre al-Sisi den Unmut gegen koptische Christen, warnte Delius, “denn der Ausnahmezustand wird die Zahl der politisch motivierten Festnahmen noch weiter ansteigen lassen”. Es sei zu befürchten, “dass Kopten für jede neue Repression gegen Andersdenkende mit ihrem Leben bezahlen müssen.”

Der Stephanuskreis der CDU/CSU-Bundestagsfraktion plädierte unterdessen für eine Überprüfung von Asylanträgen von koptischen Christen aus Ägypten. “Die Kopten sollen nicht grundsätzlich Asyl erhalten, aber bei den Fällen, die in der Diskussion sind, sollte genauer hingeschaut werden”, sagte der Vorsitzende des überkonfessionellen Gesprächsforums, Heribert Hirte (CDU), im Deutschlandfunk.

Muslimische Verbände in Deutschland verurteilten die Bluttat. “Den Attentätern, ihren Hintermännern und Vordenkern halten wir entgegen: Ihr handelt nicht in unserem Namen”, betonte der Vorstand des Liberal-Islamischen Bundes in Duisburg. Der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib pochte auf gemeinsame Zusammenarbeit gegen Gewalt. Dass die Angriffe in Ägypten direkt auf eine Gebetsstätte und Gläubige abgezielt hätten, “steigert unsere Besorgnis und Betrübnis umso mehr”, hieß es in einer in Köln veröffentlichten Erklärung.

(KNA – rkolk-89-00107)