Kairo/Vatikanstadt (KNA) Nach dem blutigen Anschlag auf eine koptische Kirche in Ägypten am Palmsonntag hat es in der Hafenstadt Alexandria ein weiteres Attentat gegen eine Kirche gegeben. Ein Sprengsatz sei außerhalb der Sankt-Markus-Kathedrale explodiert, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen. Das Gesundheitsministerium in Kairo sprach von mindestens elf Toten und 35 Verletzten.
Die Kathedrale ist Sitz des koptisch-orthodoxen Papstes Tawadros II. Dieser leitete in der Kirche die Palmsonntagsmesse. Laut ersten Berichten stoppten Polizisten den Selbstmordattentäter vor dem Gebäude, woraufhin dieser sich in die Luft sprengte. In der Kirche hatte der koptische Papst Tawadros II. zusammen mit Hunderten Gläubigen den Palmsonntagsgottesdienst gefeiert.
Unklar war vorerst, ob er sich zum Zeitpunkt des Anschlags noch in der Kirche aufhielt oder sie bereits verlassen hatte. Zuvor waren am Morgen bei einem Selbstmordanschlag in der Sankt Georgs-Kirche in Tanta nördlich von Kairo mindestens 25 Personen getötet und 59 verletzt worden.
Laut Augenzeugen sprengte sich ein Selbstmordattentäter in dem vollbesetzten Gebäude in die Luft. Bislang ist unklar, wer für die Attentate verantwortlich ist. Ein Sprecher des ägyptischen Außenministeriums bezeichnete die Gewalt als widerwärtige Tat gegen alle Ägypter. Weltweit löste der Terror Trauer und Bestürzung aus. Papst Franziskus, der in knapp drei Wochen Kairo besuchen will, bekundete Tawadros II. und dem ganzen ägyptischen Volk seine Anteilnahme. Er sei den Angehörigen der Opfer nahe und bete für eine Umkehr jener, die Terror, Gewalt und Tod säten, sagte der Papst beim Angelus-Gebet auf dem Peterplatz.
Der Großscheich der renommierten islamischen Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, den Franziskus bei seinem Besuch treffen will, sprach nach dem ersten Anschlag von einem “verabscheuungswürdigen Terrorakt, der auf das Leben Unschuldiger zielte”. Er und Franziskus wollen bei ihrer Begegnung in Kairo dem interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen neue Impulse geben.
Die Bundesregierung und deutsche Kirchenvertreter verurteilten den Terror auf das Schärfste. “Ausgerechnet am heutigen Palmsonntag erreichen uns die furchtbaren Nachrichten von einem Anschlag auf christliche Gläubige in einer koptischen Kirche in Tanta, die einen gemeinsamen Gottesdienst in Vorfreude auf das Osterfest feiern wollten”, sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe dem ägyptischen Präsident Abdel Fattah al-Sisi bereits kondoliert.
Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland zeigten sich entsetzt über die Gewalt. Es ist der zweite Anschlagstag gegen Ägyptens koptische Minderheit binnen sechs Monaten. Im Dezember wurden bei einer Explosion auf die Peter-und-Paul-Kirche nahe der koptischen MarkusKathedrale in Kairo 29 Menschen getötet und 47 verletzt.
(KNA – rkokt-89-00031)