Aachen (KNA) Das internationale katholische Hilfswerk missio Aachen erhofft sich vom geplanten Papstbesuch in Ägypten Gleichberechtigung und Toleranz für Christen.
“Christen dürfen in Ägypten nicht weiter wie Bürger zweiter Klasse behandelt werden”, forderte am Dienstag in Aachen missioPräsident Klaus Krämer vor der Visite von Papst Franziskus in Ägypten am Freitag und Samstag. “Deshalb müssen die Bildungsanstrengungen in Ägypten wesentlich verstärkt und die koptische Kirche dabei mehr durch Staat und Gesellschaft unterstützt werden.”
Es reiche nicht, allein die Sicherheitsvorkehrungen für die Christen in Ägypten zu erhöhen, sondern die Mentalität der Gesellschaft müsse sich langfristig ändern, so Krämer. Die schrecklichen Anschläge von Palmsonntag gegen zwei koptische Kirchen seien noch nicht vergessen. Die Menschen trauerten weiter. Der missio-Präsident verwies auf ein großes gesellschaftliches Engagement der Kirche.
Sie biete Schulen und Bildungskurse für alle Ägypter an, sei in der Behindertenarbeit tätig und kümmere sich um Menschen in Gefängnissen, gleichgültig ob diese Muslime oder Christen seien. In den schnell wachsenden neuen Vierteln der Großstädte sei die Kirche mit neuen Pfarreien und einem breiten Angebot für Bildungs- und Sozialarbeit präsent, um allen Menschen ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit zu helfen. “Dieses diakonische Zeugnis fördert im Alltag die Wertschätzung der Christen durch die islamische Mehrheitsgesellschaft und trägt langfristig dazu bei, dass Christen als gleichberechtigte Bürger wahrgenommen werden”, so der Prälat.
Krämer appellierte an die Muslime in Ägypten, ihr Toleranzverständnis zu überprüfen. Zwar sei nach mehreren Jahren des Schweigens wieder das Gespräch zwischen der Al-Azhar-Universität in Kairo als einer der obersten Lehrautoritäten des sunnitischen Islams und dem Vatikan aufgenommen worden, aber hier müsse es mehr Ergebnisse als “den Austausch von Höflichkeiten” geben, forderte Krämer. “Die traditionelle islamische Auffassung, dass Toleranz die bloße Duldung von Angehörigen anderer Religionen meint, ohne sie als gleichberechtigte Bürger zu behandeln, muss sich ändern.” Zuvor hatte auch der Islam-Kenner und Jesuit Felix Körner vom offiziellen Islam Reformen bei der religiösen Bildung gefordert.
Der Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, habe mehrfach signalisiert, dass er den Islam öffnen und neu unterrichten wolle, sagte Körner dem Internetportal katholisch.de. Nach seinen Worten steckt “die in ihrer Geschichte großartige und vielfältige islamische Kultur in den letzten 200 Jahren in einer Bildungskrise”. Auf muslimischer Seite finde man derzeit kaum Gesprächspartner mit Kenntnis, Perspektive und Entspanntheit für einen Dialog auf Augenhöhe. Dennoch müsse man miteinander reden, um den jeweils anderen besser kennenzulernen und auch eigene Positionen zu überprüfen.
(KNA – rkomp-89-00220)