Rom (KNA) Der türkische Botschafter beim Heiligen Stuhl hat die Rolle von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der Diskussion um eine Wiedereinführung der Todesstrafe in seinem Land relativiert.
Erdogan gebe nur eine “Forderung des Volkes” wieder, sagte Mehmet Pacaci der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rom. Zudem sei die Frage einer Wiedereinführung “hypothetisch”. Derzeit wisse niemand, wie der Prozess enden werde. Die Forderung nach der Todesstrafe entspringe dem “Empfinden der Menschen gegenüber dem Gülen-Kult, nachdem in der Putschnacht vergangenen Juli 250 Personen kaltblütig ermordet” worden seien, erklärte Pacaci weiter.
Auf den Hinweis, dass etwa auch Papst Franziskus die Todesstrafe kategorisch verurteilt, ging der Botschafter nicht ein. “Erdogan artikuliert nur die Forderung der Menschen”, sagte er. Theologisch sei die Kapitalstrafe im Islam “kein Problem”, so Pacaci, der auch ein renommierter islamischer Theologe ist. “Wenn jemand vorsätzlich einen anderen Menschen tötet und dies zweifelsfrei feststeht, kann – aber muss nicht – als Sanktion die Todesstrafe folgen”, sagte er.
Der Islam ermutige Angehörige des Opfers, dem Täter zu vergeben. Auch sei das Rechtssystem in der Türkei säkular, so der Botschafter; es habe “mit dem Religionsrecht nichts zu tun”.
(KNA – rkplk-89-00172)