Bonn (KNA) Die friedensstiftenden Möglichkeiten aller Religionen bei Konflikten müssen nach Ansicht eines Experten der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) stärker in den Vordergrund gerückt werden.
“Für keine der großen Weltreligionen besteht ein notwendiger und unvermeidlicher Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt”, erklärte der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms am Donnerstagabend in Bonn. “Während des Völkermordes in Ruanda waren es Muslime, die bedrohten Christen Schutz boten”, erläuterte Brahms. Andere Beispiele seien die Vermittlung eines Friedensvertrages im Bürgerkrieg in Mosambik durch die katholische Gemeinschaft Sant’Egidio oder die Friedensgebete in den Kirchen der DDR, die einen wichtigen Beitrag zur friedlichen Revolution geleistet hätten.
Leider würden in den vergangenen Jahren Fanatiker, die im Namen von Religionen Terroranschläge verübten, das Bild von Religionen prägen. “Seit den entsetzlichen Terroranschlägen von 2001 ist besonders der gewaltbereite islamistische Terrorismus in den Blick der Weltöffentlichkeit geraten”, so der EKD-Friedensbeauftragte.
Doch hier gelte es, zwischen dem Islam und dem Islamismus, der einen auf Zerstörung ausgerichteten Terrorismus vertrete, deutlich zu unterscheiden.
Häufig würden soziale, machtpolitische und ökonomische Faktoren zum Ausbruch von Gewalt oder zur Eskalation von Konflikten beitragen. “Diese können dann zwar religiös legitimiert werden, haben aber im Kern keine religiösen Ursachen”, betonte Brahms. “Und solche Entwicklungen kennen leider alle Weltreligionen, auch das Christentum”, fügte der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche hinzu. Brahms begrüßte die Initiative von Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), im Vorfeld des Deutschen Evangelischen Kirchentages zahlreiche Religionsvertreter nach Berlin zu einem Erfahrungsaustausch über die Friedensverantwortung der Religionen einzuladen.
(KNA – rkpls-89-00176)