Autor Senocak warnt vor muslimischer Wagenburgmentalität

Berlin (KNA) Der deutsch-türkische Autor Zafer Senocak hat eine Politisierung von Religion kritisiert.

“Allah ist inzwischen ein Gefangener dieser regressiven kulturpolitischen Haltung” in der Türkei, schreibt Senocak in der “Welt” (Samstag). Es fehle an offenen Debatten. Viele Muslime interpretierten “das Scheitern der islamischen Religion als geistige Kraft in der modernen Welt” als Islamophobie, so Senocak weiter. “Das ist eine der großen und tragischen Fehlanalysen unserer Zeit. Sie schwächt die Reformansätze der islamischen Gesellschaft und baut eine trotzige Wagenburgmentalität auf.” In Teilen der Popkultur und in Wahlkämpfen werde eine Sehnsucht “nach vergangener Größe der islamischen Zivilisation” gefördert. “Dieser Islam der Sehnsucht ist viel enger gestrickt als der anatolische Islam der Osmanen.

Er hat seine Fähigkeit, im multikulturellen Umfeld zu existieren, weitgehend verloren”, beklagt der Lyriker, Essayist und Buchautor. Dieser Islam tauge “nur noch zum Monolog und zur Tirade. Er wird ähnlich wie das völkische Denken in Deutschland von einer Ideologie der Abschottung und unversöhnlicher Spaltung getragen.”

(KNA – rkpmk-89-00013)