München (KNA) Für den früheren bayerischen Kultusminister und langjährigen Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Maier, gehört der Islam eindeutig zu Deutschland.
“Aber natürlich tut er das, seitdem mehrere Millionen Muslime bei uns leben”, sagte der 85-Jährige im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch): “Neben die Synagoge und die christliche Kirche ist eben auch die Moschee getreten. Ich halte es da für eine abenteuerliche Idee, die Zugehörigkeit dieser Religion zu unserer Gesellschaft infrage zu stellen.” Das bedeute aber nicht, dass es beim Dialog zwischen den Religionen nicht auch große Schwierigkeiten gebe, ergänzte Maier.
In den Konflikten um die Integration könnte nach seiner Überzeugung auch die Erinnerung an Martin Luther und den Beginn der Reformation vor 500 Jahren helfen: “Zumindest könnten es die Lehren tun, die wir aus dem nachfolgenden Kampf der Konfessionen gezogen haben.” Eine Botschaft daraus, so Maier, sei: “Keine Mission mehr aus Überlegenheitsgefühl; die andere Religion nicht vernichten, sondern gelten lassen.” Das gelte natürlich in beide Richtungen. Zu Martin Luther sagte der ehemalige Minister weiter, dieser habe “das Christentum in der Neuzeit angemeldet”.
Das Christentum sei “in seiner ganzen provozierenden Größe durch Reformation und Renaissance in die Moderne eingegangen, und daran hat Martin Luther einen großen Anteil”. Allerdings dürfe man auch nicht die dunklen Seiten vergessen, ergänzte Maier: “Das Reformationsgedenken hatte ja vor hundert und zweihundert Jahren auch einen nationalistischen und antikatholischen Impetus. Luther wurde zum deutschesten aller Deutschen erklärt, zum Nationalhelden. 2017 ist eine Chance, dies in einer breiteren Öffentlichkeit zu revidieren.”
(KNA – rkpmn-89-00204)